: Pleite verkraftbar
GRIECHENLAND II Eurostaaten bereiten sich schon auf eine mögliche Zahlungsunfähigkeit des Landes vor
BERLIN/ATHEN dpa/rtr | Die Eurostaaten stellen sich laut Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble auf einen Staatsbankrott in Griechenland ein. Sie würden bereits Vorsorge für den Fall treffen, dass das griechische Parlament am Mittwoch gegen alle Erwartungen das neueste Sparpaket ablehnt. Die Auszahlung der nächsten Tranche des internationalen Hilfspakets hängt von einem Ja zum Sparpaket ab. Ohne diese droht Griechenland die Zahlungsunfähigkeit.
Deren Folgen seien aber beherrschbar, sagte Schäuble in einem Interview. Auch 2008, nach der Pleite der US-Investmentbank Lehman Brothers, sei die Welt in der Lage gewesen, „gegen eine globale Finanzmarktkrise koordiniert vorzugehen“. Nicht so locker sieht das der griechische Vizeregierungschef Theodoros Pangalos: Würden die Hilfsgelder nicht freigegeben, wären „die Banken umringt von Menschen, die ihr Geld abheben wollen. Die Armee müsste die Geldinstitute mit Panzern schützen. Im ganzen Land gäbe es Aufstände.“
Deutschlands Großbanken sollten nach Presseinformationen bis gestern der Bundesregierung mitteilen, in welchem Umfang sie zu Laufzeitverlängerungen für griechische Anleihen bereit sind. Zuvor hatten die Euro-Finanzminister beschlossen, dass sich private Gläubiger an zusätzlichen Milliardenhilfen für Athen beteiligen sollen – auf freiwilliger Basis. Anreize wie staatliche Garantien gebe es dafür jedoch nicht, so Schäuble.
Eine eventuelle Pleite Griechenlands könnte auch zwei Bundesländer viel Geld kosten. Nordrhein-Westfalen hält griechische Schuldtitel für 220 Millionen Euro als Teil der Versorgungsrücklage für Beamtenpensionen; in Baden-Württemberg sollen es rund 10 Millionen Euro sein. Das Engagement deutscher Banken in Griechenland liegt laut Bundesbank zwischen 10 und 20 Milliarden Euro.