Krach um Ohnesorg

Bezirk will den Platz vor Deutscher Oper nach dem erschossenen Studenten umbenennen. Oper dagegen

40 Jahre nach dem Tod Benno Ohnesorgs am 2. Juni 1967 will das Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf den Platz vor der Deutschen Oper Berlin nach dem dort erschossenen Studenten benennen. Eine Mehrheit aus SPD, Grünen und FDP in der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) hat sich jetzt dafür ausgesprochen, an jener Stelle, Ecke Krumme Straße/Bismarckstraße, mit einem Straßenschild an Benno Ohnesorg zu erinnern, wo dieser nach einem Pistolenschuss des Polizeibeamten Karl-Heinz Kurras verblutete. Die Deutsche Oper Berlin sträubt sich gegen dieses Vorhaben. Nach Ansicht von Intendantin Kirsten Harms sollte der Platz nach Götz Friedrich benannt werden, Friedrich führte die Oper von 1981 bis 2000.

Derzeit erinnert an der Oper ein Bronzerelief an Ohnesorg. Eine Straße oder ein Platz mit seinem Namen fehlt im Berliner Straßenverzeichnis. Ohnesorg war während der Demonstration gegen das autoritäre Schah-Regime vor der Oper von Kurras erschossen worden. Weite Teile der Öffentlichkeit hielten die Tat für einen Akt brutaler Staatsgewalt. Der 2. Juni 1967 gilt seither als Geburtsstunde der deutschen Protest- und Studentenbewegung.

Zum Streitpunkt droht der „Benno-Ohnesorg-Platz“ nicht nur wegen des Götz-Friedrich-Vorschlags von Harms zu werden, sondern auch weil die Oper Eigentümerin der Fläche ist, die umbenannt werden soll. Die Oper ist bislang nicht bereit, ihre Fläche zur Verfügung zu stellen.

Während die Grünen nach einem Kompromiss suchen und die Bismarckstraße nach dem ermordeten Studenten umbenennen wollen, besteht Marc Schulte, SPD-Wirtschaftsstadtrat in Charlottenburg-Wilmersdorf, auf dem exakten Ort, an dem der Student erschossen wurde. Der Platz „sollte aus Gründen der geschichtlichen Korrektheit“ nach Ohnesorg benannt werden. Ein anderer Ort wäre nicht tauglich. Das Bezirksamt müsse sich beim Stiftungsrat der Oper für die Umbenennung des Platzes in diesem Sinne einsetzen, so Schulte. ROLA