: Karsai sagt danke für die „Tornados“
Afghanischer Präsident würdigt deutsche Hilfe. Merkel mahnt „realistisches Bild“ an
BERLIN taz ■ Der afghanische Präsident Hamid Karsai hat sich für die Entsendung deutscher „Tornado“-Aufklärungsflugzeuge in sein Land bedankt. Noch wichtiger als ihre militärische Einsatzmöglichkeit sei ihre „bedeutsame psychologische Garantie“ für die Sicherheit der Bevölkerung, sagte Karsai nach einem Gespräch mit Bundeskanzlerin Angela Merkel gestern in Berlin.
Zurückhaltend äußerte sich Karsai dagegen zu möglichen Wünschen innerhalb der Nato nach einem stärkeren deutschen Militärengagement im Süden des Landes. Dies sei allein die Entscheidung der Bundesregierung. „Die Afghanen werden alles begrüßen, was die Deutschen bereit sind zu tun“, sagte der Präsident und fügte hinzu: „Wir haben fast blindes Vertrauen in die Unterstützung der Deutschen.“ Karsai würdigte den deutschen Beitrag zur Förderung von Sicherheit, Demokratie, Menschenrechten, Infrastruktur und Bildungswesen in seinem Land.
So viele freundliche Worte durch einen Präsidenten, den sie im eigenen Land nur als eine Art Oberbürgermeister von Kabul ansehen, weil sein Einfluss nicht weit über die Hauptstadt hinausreicht – das blieb nicht ohne Wirkung auf seine Gesprächspartnerin. Merkel würdigte die „enormen Fortschritte“, die Afghanistan in den vergangenen fünf Jahren gemacht habe. Zugleich mahnte sie, ein „realistisches Bild“ von der Lage vor Ort zu zeichnen. Die Bundeskanzlerin räumte Probleme beim Wiederaufbau ein. Nicht immer würden die Hilfsgelder dort ankommen, wo sie gebraucht werden. Besonderes Augenmerk legte Merkel auf eine effektive Stromversorgung des Landes. Sie ermunterte die afghanische Regierung dazu, stärker gegen Korruption und Drogenanbau vorzugehen.
Karsais Schilderung der Lage in Afghanistan, die die Opposition im Deutschen Bundestag gestern als verharmlosend kritisierte, veranlasste Merkel zu einem Lob in eigener Sache. Die von Deutschland verfolgte Kombination aus Militäreinsätzen und ziviler Wiederaufbauhilfe habe sich als erfolgreich erwiesen, sagte sie. Sie bezeichnete das Konzept als „Mehrsäulenansatz“.
Der afghanische Präsident hatte zuvor eindringlich um weitere Hilfen geworben, insbesondere beim Aufbau der afghanischen Sicherheitskräfte. Das käme für das Ausland unterm Strich wesentlich billiger, sagte Karsai auf einer Veranstaltung am Sonntagabend in Berlin. Die Kosten hierfür lägen vielleicht nur bei einem Zehntel dessen, was der internationale Militäreinsatz koste. JENS KÖNIG