: Der große Tanker trotzt der großen Fanfare
NACHRICHTENAGENTUREN Die dpa verkündet nüchtern planmäßige Verluste, die dapd begeistert Rabatte
Eigentlich ist die Deutsche Presseagentur (dpa) ein Spielverderber. Da setzt die Konkurrenz namens dapd alles daran, den großen Tanker aus der Ruhe zu bringen und verkündet mit großer Fanfare ihre Jahresbilanz genau 24 Stunden vor dem alljährlichen dpa-Termin. Doch die reagiert kaum. Sondern bilanziert ganz nüchtern ein nicht eben üppiges Geschäftsjahr 2010.
Unter dem Strich stehen knapp 5,2 Millionen Euro Verlust, doch sei der „planmäßig“, schließlich habe man den Umzug der Zentralredaktion von Hamburg nach Berlin und das neue multimediale Produktionssystem Ines zu stemmen gehabt. Der Umsatz ging 2010 um 2,7 Prozent auf 87,8 Millionen Euro zurück, die Zahl der Mitarbeiter verringerte sich um zwei Prozent auf 729. Weiter sinkende Auflagen bei den Tageszeitungen hätten zu diesem Rückgang geführt. Erklärtes Ziel für 2011 sei die Rückkehr zu den schwarzen Zahlen, sagt dpa-Geschäftsführer Michael Segbers.
Ein anderes Ziel – der neue multimediale Newsroom in Berlin – sei dafür „voll erreicht“, sagt dpa-Chefredakteur Wolfgang Büchner zur taz, dabei sei „Multimedialität keine Floskel“, sondern tägliche Praxis. Auch das neue Angebot „dpa news“, über das Redaktionen mit der dpa kommunizieren, Fragen stellen und Anregungen geben können, habe eine „unglaubliche Dynamik“ entwickelt: „Während der heißen Phase der Fukushima-Krise erreichten uns beinahe minütlich Nachfragen“, so Büchner. Und „relevante Kunden“ wie vor einigen Jahren die WAZ-Gruppe habe dpa „in den letzten zwei Jahren auch nicht verloren“. Allerdings mag die Münchner Abendzeitung nicht mehr, wie deren Chefredakteur Arno Makowsky bestätigt: Sie setzt auf dapd, bis Ende 2013 läuft aber auch noch der Vertrag mit der dpa.
Dennoch bleibt der Preiskampf mit dapd problematisch für die dpa. Am Dienstag hatte dapd Rabatte angekündigt: Der dapd-Basisdienst soll ab sofort 30 Prozent „günstiger als beim Wettbewerber“ angeboten werden. Schon heute ist die Agentur mit Preisabschlägen von bis zu 50 Prozent unterwegs, sagen Insider. Dank des neuen dapd-Sportdiensts bedient die ehrgeizige Konkurrenz nun erstmals alle klassischen Ressorts. „Wir sind voll angekommen als Vollagentur“, freute sich dapd-Chefredakteur Cord Dreyer.
Anders als die dpa, die gemeinsam von Deutschlands Verlagen und Sendern besessen wird, ist dapd leichter zu steuern: Zwei Investoren geben das Geld, die Agentur ist noch im Aufbau und soll erst 2020 Gewinn machen müssen. Zahlen sind kaum bekannt, der Jahresumsatz 2010 wird auf 30 Millionen Euro geschätzt. Auch wenn sich der Ton seit dem vergangenen Sommer, wo ganz offen das Kriegsbeil ausgegraben wurde, gemäßigt hat: Die dpa bleibt Hauptgegner, wenngleich man bei dapd lieber vom „Wettbewerber“ spricht.
Auch bei der dpa gibt man sich hier recht zugeknöpft: „Wir kümmern uns intensiv darum, dass unser Angebot noch besser wird, und äußern uns nicht zu Aktivitäten unserer Wettbewerber“, sagt Chefredakteur Büchner. Und schiebt nach, dass man „schließlich kein Billiganbieter“, sondern besonders gut sein wolle. STG