: Kein Blind Date im Wasserturm
Das Management des umstrittenen Hotels im Schanzenpark möchte seine Gegner kennen lernen. Doch ein Treffen hat die Wasserturm-Initiative „ohne Begründung“abgelehnt
Es klingt nach einer Romanze: „Mövenpick baggert!“ Handelte es sich um einen ganz normalen Anbahnungsversuch, wäre die Entrüstung bei der Wasserturm-Initiative wohl auch kaum zu verstehen. Denn ihrer Einschätzung nach ist es ein geradezu unmoralisches Angebot, das ihr da unterbreitet wurde: Ausgerechnet über das berüchtigte Polizeirevier 16 an der Lerchenstraße nämlich hat das Management des neuen Mövenpick-Hotels im Schanzen-Wasserturm die Botschaft übermitteln lassen, dass es die Gegner des Projekts gerne kennen lernen würde. Sechs namentlich bekannte Personen sollten empfangen werden.
Adressat der Offerte war Andreas Beuth, Rechtsanwalt in Eimsbüttel, der seit Jahren die Gegner des Wasserturm-Hotels vertritt. „Ich habe die Botschaft natürlich weitergeleitet“, sagt der Jurist der taz. „Aber vielleicht wäre es sinnvoller gewesen, schon frühzeitiger den Dialog zu suchen.“ Denn morgen möchte das seit Jahren umstrittenen Hotelprojekt offiziell den Betrieb aufnehmen. In gut 200 Zimmern der gehobenen Klasse dürften die Betten bereits überzogen sein. Das Mövenpick-Management bemüht sich zurzeit, durch Zusagen an soziale Einrichtungen gute Stimmung im Schanzenviertel zu schaffen.
„Wahrend andere sich beim G-8-Gipfel von Autonomen distanzieren, sucht Mövenpick das Gespräch mit früher so bezeichneten Hotelterroristen“, sagt Peter Haß vom Freien Netzwerk zum Erhalt des Schanzenparks. Der nun gewählte Weg der Kontaktaufnahme – „anstatt es über unsere öffentlich bekannten E-Mail- oder Post-Adressen zu versuchen“ – passe mit den vorgeschlagenen Gesprächsbedingungen gut zusammen, fährt er fort. Man habe das Mövenpick-Angebot „ohne Begründung“ abgelehnt.
Die Initiative werde „nicht mit Parkzerstörern und Enteignern öffentlichen Eigentums“ reden, sagt Haß. „Wir tragen unseren Protest in vielfältigen Formen in die Öffentlichkeit, auf die Straße und in den Park.“ PETER MÜLLER