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Archiv-Artikel

Kampf um die Jugend

Mit vereinten Kräften suchen Schauspielhäuser und der Bund der Theatergemeinden junge Leute zu begeistern. Eine Tagung in Hamburg soll klären, wo es noch hakt

Eigentlich ist es eine Organisation zur Überwindung des inneren Schweinehundes. Zur Umsetzung des Vorsatzes, endlich mal ins Theater zu gehen, dem allzu oft keine Taten folgen: Seit 20 Jahren existiert der Bund der Theatergemeinden, eine Besucherorganisation, die gegen einen Mitgliedsbeitrag rabattierte individuelle Angebote für Theater, teilweise auch für Museen und Konzertbesuche bietet.

In sechs Regionalverbände ist der gemeinnützige Verein mit Sitz in Köln unterteilt. Und dient nicht nur dem Publikum: Auch für die Theater ist die Organisation ein verlässlicher Zuschauerlieferant. 100.000 Mitglieder haben die Theatergemeinden insgesamt, 13.000 sind es in Hamburg, wo auch der Regionalverband für den ganzen Norden seinen Sitz hat. Hier werden sich auch ab morgen zwei Tage lang die Theatergemeinden fragen, wie sich Jugendliche wohl ins Theater locken lassen mögen.

„Kultur – nein danke? Wege zur ästhetischen Bildung von Kindern und Jugendlichen“, so ist im besten Schiller’schen Sinne das Programm überschrieben. Es kommt dabei nicht so philosophisch daher, wie es zunächst scheint. Wichtig ist den Veranstaltern – und da wollen die verschiedenen Regionalverbände voneinander lernen – zu ergründen, wie Jugendliche derzeit am besten zu erreichen sind. Denn „jede Zeit hat ihre eigenen Vermittlungsformen“, wie es Josef Steinky formuliert, der Geschäftsführer der Theatergemeinde Hamburg.

„Man muss immer wieder neu herausfinden, was die Jugendlichen eigentlich wollen“, sagt auch Michael Müller, das Hamburger Junge Schauspielhaus leitet. Er betreut unter anderem das „Backstage“-Projekt, das Jugendliche eine Spielzeit lang mit renommierten Regisseuren proben lässt und das regelmäßig in ein Festival mündet. Das diesjährige hat gerade begonnen. „Etliche junge Leute kommen über solche Workshops zum Theater“, sagt Müller. Und dann gebe es ja noch die konstante Zusammenarbeit mit Schulen.

Bleibt nichts zu tun für die Theatergemeinden? Ja, ein bisschen sei das das Problem, räumt deren Bundesgeschäftsführer Norbert Reiche ein. „Auch wir bieten individuelle Abos für Schulen und sind in der Tat ein bisschen ersetzbar geworden.“ Andererseits schaue die Besucherorganisation schon aus einer eigenen Richtung: „Wenn wir eine Stück-Nachbesprechung bieten, geschieht das aus dem Blickwinkel der Zuschauer“, sagt Reiche. „Theater werben eher für die Perspektive des Regisseurs.“

Insofern könne man durchaus Hand in Hand arbeiten – zumal das Ziel beide eint: Die Schauspielhäuser wie auch die Theatergemeinden wissen, dass der Theaterbesuch mit der Schule das Motivationsproblem nicht löst. „Die jungen Leute“, sagt Müller, „müssen zu Einzeltätern werden.“ PETRA SCHELLEN

www.bund-der-theatergemeinden.de, www.theatergemeindehamburg.de