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Archiv-Artikel

rauchverbot Rot-Rot provoziert Ungerechtigkeiten

Wie viele Zigaretten die SPD-Parlamentarier am Dienstagabend bei der Kompromisssuche gepafft haben, wissen wir nicht. Aber wer die bisherige Debatte um ein Rauchverbot in Berliner Restaurants und Kneipen verfolgt hat, konnte sehr wohl das Ergebnis voraussagen: Das Verbot kommt, so lautet der Beschluss der Fraktion. Allerdings dürfen die Wirte in abgetrennten Zimmern das Quarzen auch in Zukunft zulassen. Was die rot-rote Koalition in Kürze als konsequenten Nichtraucherschutz verkaufen wird, ist leider ein windelweicher Kompromiss.

KOMMENTAR VON ULRICH SCHULTE

Mit ihrer Entscheidung ignoriert die Koalition nicht nur gute Erfahrungen in anderen europäischen Ländern, wo Raucher, ohne zu meckern, vor die Tür gehen. Sie übergeht auch die versammelten Fachpolitiker des Parlaments, die immer für ein Komplettverbot in Kneipen plädiert haben. Böse gesagt: Die Koalition ließ den Sachverstand außen vor – aus Angst vor qualmenden Wählern, vor enttäuschten Kneipiers oder zornigen Touristen. Dabei ist diese Furcht unbegründet: Die Stimmung hat sich in den letzten Jahren längst gegen Rauch gewendet, die Koalition müsste sie mit einer strikten Regelung nur aufnehmen.

Stattdessen hat sie mit der möglichen Trennung in Nichtraucher- und Raucherbereiche Chaos produziert. Betreiber von Eckkneipen, die kein Hinterzimmer haben, werden sich benachteiligt fühlen. Ebenso Restaurantbesitzer, die sich den Umbau schlicht nicht leisten können. Und wer bedient eigentlich die rauchenden Gäste im abgetrennten Raum? Eine Kellnerin könnte ihr Recht auf reine Luft einklagen, wird dies – aus Furcht vor der Kündigung – im Zweifel aber nicht tun. Sprich: Das rot-rote „Sowohl als auch“ provoziert Ungerechtigkeiten. Und freut besonders eine Klientel: die Handwerker der Region. Sie können sich auf volle Auftragsbücher freuen.