: Kurz vor dem Clemens-J.-Setz-Sprung
ZEITSCHRIFTEN Gut für alle Klagenfurt-Fahrer und für Debattenzwecke: Kleiner Hinweis auf die aktuelle Ausgabe der Literaturzeitung „Volltext“
Für Fans und Verächter, Hinfahrer und für Zaungäste des Bachmannpreises in Klagenfurt lohnt sich die aktuelle Ausgabe der Zeitschrift Volltext sowieso. Mit kurzen Porträts und Texten werden dort die Teilnehmer des diesjährigen Wettbewerbs vorgestellt. Vorab sind sich alle ja schon mal einig, dass es dieses Jahr wirklich interessant werden könnte, wofür Namen wie Nina Bussmann, Linus Reichlin, Maximilian Steinbeis, Leif Randt, Thomas Klupp und Steffen Popp sprechen – allesamt Autoren, die den Karrierebeschleuniger Klagenfurt zum Clemens-J.-Setz-Sprung vom Insiderkreis zur breiten Öffentlichkeit schaffen könnten. Die Wettbewerbslesungen finden übrigens ab kommenden Donnerstag bis Samstag jeweils von 10 Uhr an statt; der Fernsehsender 3sat überträgt auch dieses Jahr schönerweise wieder live.
Aber auch sonst kann man sehr empfehlen, diese in Wien erscheinende Literaturzeitschrift einmal zur Hand zu nehmen. Clemens J. Setz eröffnet eine Reihe, in der er vergriffene Lieblingsautoren vorstellt, und beginnt dabei bei der britischen Autorin Ivy Compton-Burnett. Silke Scheuermann macht sich in ihrer Kolumne Sorgen ums Gedicht. Andreas Maier liest in seiner Kolumne gerade Sarrazin. Und Arno Geiger schreibt wie immer einen kurzen handschriftlichen Text zu einem historischen Foto. Umfangreich besprochen wird Gerhard Roths Roman „Orkus“. Und der Literaturkritiker Hubert Winkels fragt, warum die Verrisse aus der Mode gekommen sind.
Für Debattenzwecke interessant ist vor allem aber ein Essay von Thomas Lang, der anhand der neuen Bücher „Karte und Gebiet“ von Michel Houellebecq und „Mr. Peanut“ von Adam Ross der Tendenz nachgeht, dass Autoren durchaus (wieder) auf einen breiten Leserkreis schauen. Es ist ja tatsächlich in der Literatur in etwa so wie gerade bei den Grünen: In einer selbst gewählten Außenseiternische möchte man sich nicht mehr einrichten. Warum sollte man auch? DRK
■ „Volltext“. Ausgabe 2/2011, 2,90 Euro. www.volltext.net