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Archiv-Artikel

„Wir sind nicht euer Maskottchen“

RASSISMUS Wegen des Klubnamens der Washington Redskins kommt es in Minneapolis zu Protesten

BERLIN dpa/taz | Aus elf Bundesstaaten waren die Protestler nach Minneapolis gereist – unter ihnen viele Indianer. Anlass war die Partie der National Football League NFL zwischen den Minnesota Vikings und den Washington Redskins. Letzterer Klub zieht seit Jahren den Unmut vieler Indianer auf sich. Sie drängen auf eine Änderung des Vereinsnamen, weil der gegenwärtige rassistisch sei.

Am Sonntag gelang es der Protestbewegung, die bislang größte Demonstration auf die Beine zu stellen. Mehr als 3.200 Menschen zogen zum Tribal Nations Plaza, der seinen Namen zu Ehren der elf Indianerstämme im Bundesstaat Minnesota trägt. Sie skandierten „Wir sind nicht euer Maskottchen“ oder „Dieser rassistische Name muss weg“.

„Ich kenne die Geschichte dieses Worts. Aber ich glaube nicht, dass sie den meisten Menschen bekannt ist“, sagt David Snowball, Mitglied der Ho-Chunk Nation. Er spricht die Redskins-Fans an, die sich gern rote Gesichter malen und Federschmuck tragen. „Wenn man sich mit der Historie befasst, wird einem klar, dass es ein wirklich beleidigender Begriff für uns Indianer ist. Sie haben unsere Skalps Redskins genannt“, erklärt Martin Bernard vom Dacotah-Stamm.

Viele Demonstranten trugen die weinroten Trikots des Washingtoner Teams, hatten anstelle des Worts „Redskins“ jedoch Begriffe wie „Rethink“ (umdenken), „Rename“ (umbenennen) oder „Replace“ (ersetzen) aufgedruckt. In der Menge befand sich auch die Bürgermeisterin von Minneapolis, Betsy Hodges. „Ich habe eine Botschaft für das Washington-Team: Die Uhr tickt … Es ist mehr als eine Beleidigung, es ist Hass“, so Hodges.

Die Protestler kündigten weitere Aktionen an, um den Druck auf den Klub zu erhöhen. Man werde Leute mit Transparenten zu Heim- und Auswärtsspielen schicken, betonte David Glass, Präsident der Nationalen Koalition gegen Rassismus in Sport und Medien.

Dan Snyder, der milliardenschwere Team-Besitzer, reagierte wie immer: Er hörte und schaute weg. Man habe keinen Kommentar zu den Demonstrationen, hieß es von Vereinsseite. Snyder selbst gab zuletzt im September ESPN ein Interview zu dem Thema. Damals betonte er, dass mit dem Namen Redskins Ehre und Stolz der amerikanischen Ureinwohner verbunden seien, und verwies auf die „historischen Fakten“ in Person von William Dietz. Der war 1932 der erste Trainer und gab dem Klub den Namen Redskins. Laut Snyder war Dietz „indianischer Abstammung“.

Mit dieser Behauptung liegt er jedoch falsch. FBI-Untersuchungen ergaben, dass William Dietz seine Herkunft nur erfand, um nicht zum Ersten Weltkrieg eingezogen zu werden. In Wirklichkeit hatte er deutsche Vorfahren.

Der Streit über den Klubnamen schwelt schon lange. Bereits am 26. Januar 1992 gab es vor dem Super Bowl zwischen den Redskins und den Buffalo Bills Proteste. Im Mai drängten 50 demokratische Senatoren NFL-Commissioner Roger Goodell in einem Schreiben dazu, eine Namensänderung durchzusetzen. Auch Präsident Barack Obama und sogar die Vereinten Nationen forderten einen Namenswechsel. Drei große TV-Stationen vermeiden es seit dieser Saison, bei ihren Übertragungen den Teamnamen zu nennen, und sprechen nur noch von „Washington“.