FRANKREICHS PRÄSIDENT GLAUBT, ER WEISS, WIE DIE EU RETTEN IST : Superschaumschläger Sarkozy
Wir Europäer können endlich wieder ruhig schlafen. Angela Merkel kann in Urlaub fahren. Der neue französische Präsident kümmert sich um alles. Das hat er gestern seinem Lieblingsblatt Le Figaro gesagt. Beim nächsten EU-Gipfel im Juni wird er erst einmal allen klarmachen, was ein „vereinfachter Vertrag“ ist und wie der auszusehen hat. Eine Verfassung kann es ja nun einmal nicht werden, da die Franzosen das nicht wollen. Aber man wird schon sehen, dass die kleine Sarkozy-Reform alle Probleme löst, die Europa jemals hatte.
Bis auf die Kleinigkeit mit der Türkei. Die hat nun mal keinen Platz in Europa. Da der Präsident der Republik es so beschlossen hat, wird sie niemals Mitglied. Auf dem nächsten Gipfel im Juni wird er seine Kollegen aber nicht dadurch überfordern, dass er dieses schwierige Thema auch noch anschneidet. Erst sollen alle seine Reform absegnen; immer schön eins nach dem anderen.
Beim Gipfel im Dezember nimmt er sich dann die Türkei vor. Erdogan hat er vorab schon mal klargemacht: Nichts gegen die Türken – aber es muss Grenzen geben für Europa. Die daraus sich ergebenden Probleme hat Sarko mehr oder weniger schon gelöst. Nach dem Junigipfel wird er den Europäern mitteilen, wie er sich das vorstellt.
Da sind wir alle sehr gespannt. Schließlich haben alle EU-Mitglieder im Oktober 2005 einstimmig beschlossen, die Beitrittsverhandlungen mit Ankara aufzunehmen – auch Frankreich. Angela Merkel, die die Türken auch nicht in der EU sehen will, fühlt sich an die Beschlüsse der EU gebunden und will weiter verhandeln. Nicht so Sarkozy. Ihm genügt ein Blick auf die Landkarte, um zu erkennen: Die Türkei liegt in Asien. Frankreich nicht.
Sarko wird seinem Spitznamen gerecht und gibt in Europa den Napoleon. Es wird spannend zu sehen, wie Angela Merkel damit umgeht. Auch sie hat ziemlich klare Vorstellungen, was für Europa am besten ist. Sie redet nur nicht so viel darüber. Unterschätzen sollte man sie deshalb aber nicht. Sarkozy wäre nicht der erste Politiker, der sich bei dem Versuch die Zähne ausbeißt, Angie die Schau zu stehlen. DANIELA WEINGÄRTNER