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Archiv-Artikel

Gesuchte Qualifikation: Lokführer

MOBILITÄT Die GDL hat auch in den Konkurrenzunternehmen der Deutschen Bahn bessere Tarifbedingungen durchgesetzt

BERLIN taz | Lokführer werden derzeit in Deutschland händerringend gesucht. Kein Wunder, dass die Lokführergewerkschaft GDL es mittlerweile geschafft hat, auch in den Konkurrenzunternehmen der bundeseigenen Deutschen Bahn annähernd gleiche Lohn- und Arbeitsbedingungen durchzusetzen. „Das Tarifniveau zwischen der DB und den Privaten ist bei den Lokführern in etwa gleich“, sagte der Hauptgeschäftsführer des Konkurrenzbahnenverbandes Mofair, Engelbert Recker, der taz.

Zuletzt hatte die GDL Ende Oktober einen Tarifabschluss bei der Saarbahn erzielt, der mindestens 3 Prozent mehr Lohn für jeden Lokführer vorsieht. Demnach bekommt ein Vollzeit-Lokführer mit der geringsten Berufserfahrung rund 2.260 Euro brutto pro Monat; in der höchsten Tarifstufe sind es rund 2.800 Euro monatlich.

Die aktuelle Tarifauseinandersetzung bei der DB betreffe die Konkurrenten nicht, so Recker. „Da müssen sich Bahn und Gewerkschaften einigen.“ Ärgerlich sei allerdings, wenn im Falle eines Streiks die Züge der Konkurrenten, die selbstverständlich fahren, nicht auf den Anzeigetafeln der Bahnhöfe auftauchen. Die DB Netz AG sei zur Neutralität gegenüber allen Eisenbahnunternehmen verpflichtet.

Ähnlich sieht es Karl-Peter Naumann, Ehrenvorsitzender des Fahrgastverbands Pro Bahn. Gerade bei Streiks müssten die Fahrgäste auch über Alternativen auf der Schiene aufgeklärt werden, sagte Naumann der taz. Zudem müssten die Streiks rechtzeitig angekündigt werden. „Außerdem brauchen wir einen Streikfahrplan, wie es ihn in Italien gibt.“ Dabei werde von vornherein festgelegt, welcher Zug in jedem Fall fahre – egal welche Gewerkschaft streike. „Damit können die Menschen planen.“

Den aktuellen Konflikt sieht Naumann kritisch. GDL und Eisenbahnergewerkschaft EVG müssten sich einigen, wer für welche Berufsgruppe verhandle. Es sei merkwürdig, dass bei der Bahn nicht möglich sei, was im öffentlichen Dienst gängige Praxis ist. Dort gebe es ein gemeinsames Vorgehen von DGB-Gewerkschaften und Gewerkschaften, die im Beamtenbund organisiert seien. „Die wissen: Gemeinsam sind sie stark“, so Naumann.

Für Dienstag ruft der Beamtenbund zu einer Demonstration in Berlin gegen das geplante Gesetz zur Tarifeinheit auf. Der Protest solle zeigen, dass der Bund von einer gesetzlichen Zwangstarifeinheit nichts halte, hieß es. Vielleicht kommen ja ein paar Lokführer. RICHARD ROTHER