LESERINNENBRIEFE
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Realität spielt keine Rolle

■ betr.: „Da bin ich gerne radikal“, taz vom 2. 7. 11

Erschreckend, was Frau Göring-Eckardt da erzählt. Über die Fakten hat sie sich, so sagt sie jedenfalls, nicht schlau gemacht, also hier: was bei PID überhaupt möglich ist. Sie habe lediglich den Gesetzentwurf gelesen. Es scheint ihr Ernst zu sein, dass das genügt und die Realität keine Rolle spielt. Offenbar ist ihr auch das Abtreibungsrecht oder zumindest die Praxis zu lasch. Folgt man ihrer Logik, wäre man ungefähr bei der Position des Papstes zur Abtreibung. Ist das bei B90/Grüne demnächst mehrheitsfähig? Immerhin, so lernen wir am gleichen Wochenende, ist Andrea Fischer ja wieder in die katholische Kirche (wir erinnern uns: keine Gleichberechtigung von Frauen, Kündigungen gegen Schwule und Lesben, Predigten gegen Kondome usw.) eingetreten und unterstützt die genannten Politiken mit ihren Steuern. Setzt sich der Trend durch? Wie lange sind die Grünen dann wohl noch wählbar für Feministinnen, Frauen – und überhaupt?

SILKE KARCHER, Berlin

Ist das etwa christlich?

■ betr.: „Da bin ich gerne radikal“, taz vom 2. 7. 11

Es sei Christen, wie Katrin Göring-Eckardt, unbenommen zu glauben, eine befruchtete Eizelle sei bereits ein Mensch. Warum aber suchen sie für diese Glaubensüberzeugung ausgerechnet eine naturwissenschaftliche Begründung, z. B. indem sie behaupten, der Befruchtungszeitpunkt sei der Zeitpunkt, an dem das Leben begänne? Das ist schlichtweg wissenschaftlicher Unsinn, denn der Beginn des Lebens fand vor über drei Milliarden Jahren statt, seitdem pflanzt sich dieses Leben fort, entstand und entsteht aber nie mehr von neuem. Alle menschlichen Zellen leben, die Zellen der Haut, natürlich auch die Eizelle, genauso wie die Samenzellen, von denen bei jedem Befruchtungsvorgang Abertausende absterben. Warum argumentieren Christen nicht einfach christlich und sagen, bei der Befruchtung bekomme die Eizelle eine christliche Seele und ziehen daraus für sich (allein!) die entsprechenden Verhaltenskonsequenzen? Warum versuchen Christen beständig, die Verhaltensnormen, die in ihrem Glauben begründet sind, allen übrigen Mitbürgern aufzuzwingen? Ist das etwa christlich? ALFONS HACK, Grafing

Elektrosmog ist Stress

■ betr.: „Kein Empfang“, taz vom 2. 7. 11

Ich habe selbst ebenfalls körperliche Beschwerden, die ich eindeutig mit Mobilfunkantennen und z. B. W-Lan-Netzen in Verbindung bringen kann, zum Glück nicht mit ganz so heftigen Symptomen wie bei Frau Keuser. Und ich weiß auch, es sind noch viel mehr Menschen empfindlich, bewusst aber auch unbewusst, weil sie es nicht wahrhaben wollen. In stark mit Antennen bebauten Gebieten werden viele Menschen schneller müde oder bekommen Kopfschmerzen, Hustenanfälle, Übelkeit. Ich glaube, dass Elektrosmog Stress ist und dadurch körperliche Schwächen verstärkt werden. Da liegt Herr von Klitzing wahrscheinlich richtig. Deshalb fände ich es klug, ohne Handys abschaffen zu wollen, den Netzausbau auf Minimierung von Elektrosmog hin zu optimieren. UTE JUSCHKUS, Liederbach

Therapie könnte helfen

■ betr.: „Kein Empfang“, taz vom 2. 7. 11

Wenn Frau Kreuser so stark auf elektromagnetische Felder reagieren würde, wie sie glaubt, wäre sie eine ideale Zeugin für die Berechtigung des Kampfes gegen Elektrosmog. Nur sind ihrem Körper die genannten Felder völlig egal. Ich nehme ihr die Schmerzen ab, meine aber auch, dass ihr nur eine Therapie helfen könnte. Vielleicht könnten ihr und anderen Betroffenen die Ergebnisse eines Blindtests helfen, wenn sie denn den Durchführenden vertrauen würden, so aber taugen diese Bedauernswerten nur für den Sensationsjournalismus. WOLF-G. BIERMANN, Nuthetal