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Archiv-Artikel

WOLFGANG MULKE ZUM STREIK DER GDL Auf dem Abstellgleis

Nun eskaliert der Tarifstreit bei der Bahn vollends. Bis zum kommenden Montag legt die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) den Schienenverkehr still. Damit hat sich die kleine Gewerkschaft bei den großen Brüdern gänzlich unbeliebt gemacht. Selbst der DGB als Dachverband nimmt Abstand. Diese rekordverdächtige Blockade der Züge wird schmerzliche Folgen haben; die GDL nimmt einen enormen volkswirtschaftlichen Schaden in Kauf, und nicht nur den für die Arbeitgeber.

Dabei geht es den Lokführern nach wie vor vornehmlich um die Ausweitung der Verhandlungsbefugnisse auf andere Berufsgruppen. Diese Tariffähigkeit soll erzwungen werden. Bedenklich ist die Kompromisslosigkeit, mit der GDL-Chef Weselsky vorgeht. Er ist bislang keinen Millimeter von seiner Maximalforderung abgerückt. Den Gepflogenheiten der deutschen Tarifpolitik entspricht dieses Verhalten keineswegs, denn diese ist traditionell von Kompromissfähigkeit geprägt. Dazu gehört die Aufgabe bestimmter Ziele zum Nutzen des Ganzen. Mit Weselsky ist das aber anscheinend nicht zu machen.

Das Land wird die Streiktage überstehen. Aber wie geht es weiter? Dauert der nächste Streik zwei Wochen und gefährdet einen guten Teil der Industrieproduktion? Es gibt nur zwei realistische Szenarien. Entweder knickt die Bahn ein und schließt künftig konkurrierende Tarifverträge mit beiden Bahngewerkschaften ab, oder es wird ein Kompromiss erzielt, indem beide Gewerkschaften ein Prozedere für gemeinsame Verhandlungen vereinbaren. Das wäre vernünftig, denn in anderen Branchen klappt das ja auch. Das wird mit der aktuellen GDL-Führung nicht möglich sein. Sie siegt auf ganzer Linie oder wird aufs Abstellgleis geschoben. Wenn sie sich nicht bewegt, gehört sie dort auch hin.

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