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Archiv-Artikel

LESERINNENBRIEFE

Miefige Stimmungsmache

■ betr.: „Die Gesellschaftskritik. Braun statt rot“,Gesellschaft + Kultur vom 4. 7. 11

Legt diesen Artikel auf Wiedervorlage in ein paar Jahren, wenn – hoffentlich – Israel sein Apartheidsystem und seine Menschenrechtsverletzungen überwunden hat und zu dem demokratischen und weltoffenen Staat geworden ist, der es nach dem Willen seiner linkszionistischen Gründer schon längst hätte werden sollen. Dann wird man sich, je nach Temperament, wundern oder totlachen über diesen ewiggestrigen Tenor: Israelkritik ist antisemitisch. Der das sagt, mit Kürzel CAK, belegt dies eben damit, dass jene Schweizer, mit Bild und vollem Namen, mit eben diesem guten Namen dafür einstehen, dass sie eben nicht antisemitisch sind, sondern voller Sorge um die Situation in Israel, zum Wohle Israels.

Und CAK verschweigt, wahrscheinlich wider besseres Wissen, dass es viele Juden gibt, Israelis und Nichtisraelis, die die BDS-Kampagne bewusst unterstützen – für unseren CAK sicherlich nur wieder eine Form jüdischen Selbsthasses. Während die taz in dieser Ausgabe die „Anerkennung Israels durch die Linke“ bespöttelt, gibt sie mit dem CAK-Artikel genau den Nährboden her für diese miefige Stimmungsmache. Dort, wo Menschenrechte verletzt werden, ist „Braun statt rot“ das Allerletzte. WOLFGANG MECKEL, Berlin

Linker Diskurs ist armselig

■ betr.: „Die Gesellschaftskritik. Braun statt rot“,Gesellschaft + Kultur vom 4. 7. 11

Einmal mehr wird der Vorwurf des Antisemitismus gegen linke Israel-KritikerInnen vorgebracht, einmal mehr wird damit die rassistische Politik von Israel als zweitrangig behandelt, einmal mehr wird der Appell des fortschrittlichen Teils des palästinensischen Widerstandes (U. a. Menschenrechtsorganisationen, Gewerkschaften) abgekanzelt, einmal mehr werden die Strategien der Solibewegung nicht diskutiert, einmal mehr werden im Kampf gegen Rassismus bei uns kolonialistische Sichtweisen auf den Orient (von dem der Zionismus ein Teil ist) ausgeklammert. Wie armselig ist doch der linke Diskurs geworden. URS DIETHELM, Arlesheim, Schweiz

Die Überschrift stimmt

■ betr.: „Die Linken haben ein Problem“, Kommentar von Klaus Hillenbrand, taz vom 4. 7. 11

Die Überschrift stimmt. In der Linken spricht man etwas unbefangener und vielleicht auch manchmal unbedarfter über die „Sünden“ israelischer Politik und Politiker. Dadurch haben die Linken ein Problem. Die damit verbundene Frage ist hochinteressant und hochaktuell: Welche Kritik an Israel und an jüdischen Organisationen darf sein, muss vielleicht sogar sein, und wo verbieten sich „antisemitische“ Äußerungen. Das Interesse Israels ist klar. Jede Art von Kritik ist „antisemitisch“. Die jüdischen Glaubensgemeinschaften in Deutschland sind mehrheitlich konservativ und schwingen die Antisemitismus-Keule genau so eifrig. Für Deutsche gibt es gute Gründe, sich schlichtweg nicht zu äußern. Genau so gute Gründe gibt es aber, sich die Probleme der Linken einzuhandeln. Denn der aufgestaute Zorn des Schweigens schafft letztlich mehr Antisemitismus als die offene Auseinandersetzung über Mord und Totschlag, über klerikale Staatsformen, über Militarismus und über Rassismus. Und über verquaste Kommentare auf Seite 1 der taz. ROLF WALTHER, Ohlstadt

Einseitige Auseinandersetzung

■ betr.: „Die Linken haben ein Problem“, taz vom 4. 7. 11

Die taz hat ein Problem mit der Linken. Das ständige Bashing der Linken ist für mich als langjähriger Leser der taz nicht ungewöhnlich. Hinsichtlich des Antisemitismusvorwurfs nimmt es inzwischen skurrile Formen an. Zunächst wird der Linken im Rahmen einer medialen Kampagne von FAZ/taz anhand dramatisierter Einzelbeispiele ein ungeklärtes Verhältnis zu Israel und ein latenter Antisemitismus vorgeworfen. Verdeutlich die Linke, nicht zuletzt in Reaktion darauf, mit großer Mehrheit in ihrem Programmentwurf ihre Haltung durch ein klares Bekenntnis zu Existenzrecht Israels und zur Zweistaatenlösung, so macht sich Klaus Hillenbrand in einem groß aufgemachten Kommentar auf der ersten Seite der taz darüber lustig und findet es peinlich. Ich finde die völlig einseitige Auseinandersetzung der taz mit der Linken peinlich. ANDREAS MEYER, Kiel