: Koreanische Geschäfte
IOC Mit Unterstützung des Samsung-Konzerns und jeder Menge Dollars holt Südkorea die Jugend der Welt nach Pyeongchang
1924: Chamonix
1928: St. Moritz
1932: Lake Placid
1936: Garmisch-Partenkirchen
1948: St. Moritz
1952: Oslo
1956: Cortina d’Ampezzo
1960: Squaw Valley
1964: Innsbruck
1968: Grenoble
1972: Sapporo
1976: Innsbruck
1980: Lake Placid
1984: Sarajevo
1988: Calgary
1992: Albertville
1994: Lillehammer
1998: Nagano
2002: Salt Lake City
2006: Turin
2010: Vancouver
2014: Sotschi
2018: Pyeongchang
VON MARKUS VÖLKER
BERLIN taz | Die Weltregierung des Sports hat entschieden. 95 olympische Damen und Herren, darunter ein gewisser Prinz Nawaf Faisal Fahd Abdulaziz aus Saudi-Arabien oder Willi Kaltschmitt Luján aus Guatemala, haben Pyeongchang gleich im ersten Wahlgang zum Olympiaausrichter der Winterspiele 2018 gekürt. Die Südkoreaner galten bereits im Vorfeld als Favorit – vor den Mitbewerbern aus München und Annecy. Im südafrikanischen Durban wurde dieses Ranking gestern bestätigt. Um 17.17 Uhr griff IOC-Präsident Jacques Rogge zum Briefumschlag mit dem brisanten Dokument. Als er den Sieger präsentierte, jubelte die asiatische Delegation, der auch Eiskunstlauf-Olympiasiegerin Kim Yu Na angehörte.
Pyeongchang gilt durchaus als erste Wahl, weil es sich bereits zum dritten Mal beworben hat. Es unterlag in der Vergangenheit jedoch Vancouver (2010) und Sotschi (2014). Hinter der Bewerbung steht der Großkonzern Samsung, der seit 1997 auf olympisches Großsponsoring setzt; Ex-Samsung-Vorstand und IOC-Mitglied Lee Kun Hee gilt mit geschätzten 3,9 Milliarden Dollar Privatvermögen als reichster Mann Südkoreas. Lee ist wegen Bestechung vorbestraft, was seinem Ansehen in der olympischen Gesellschaft aber offensichtlich nicht geschadet hat.
Fröhlichen Samsung-Spielen im Jahre 2018 steht also nichts mehr im Wege. Lee wird dafür sorgen, dass jedes Finanzloch mit Dollarnoten gestopft wird. Kein Wunder, dass die Asiaten dem Internationalen Olympischen Komitee (IOC) insgesamt die finanzstärkste Bewerbung präsentierten. Fast 8 Milliarden Dollar wollen sie für das Event ausgeben, davon fließen allein 6,3 Milliarden in den Ausbau der Infrastruktur. Vieles wurde bereits investiert.
Pyeongchang, Zentrum des gleichnamigen Landkreises, liegt rund 140 Kilometer östlich von Seoul, Stadt der Sommerspiele 1988, in der Provinz Gangwon. Weitere 40 Kilometer östlich an der Küste liegt Gangneung, wo die Wettbewerbe auf Eis stattfinden sollen. Pyeongchang hat 45.000 Einwohner und 2007 die Biathlonweltmeisterschaft als bis dato größtes Sportereignis ausgerichtet. Man ging mit dem Motto „New Horizons“ ins Rennen, was frei übersetzt heißt: Auf zu neuen Wintersportmärkten! Das erschien dem IOC wohl lukrativer als der sentimentale Slogan der Münchner: „Fest der Freundschaft“.
Pyeongchang hat sich gestern Nachmittag nichts anderes als die Franchise-Rechte an den Spielen gesichert. Das IOC ließ sich dafür umwerben und umgarnen. Für die Asiaten sind damit hohe Kosten verbunden, die, wie die Erfahrung lehrt, meist auf die Steuerzahler abgewälzt werden. Das IOC indes hat wieder einmal das Geschäft seines Lebens gemacht. Die Knebelverträge, die es dem Kandidaten oktroyiert, garantieren dem IOC einen Gewinn, Steuerfreiheit, freie Kost und Logis. Inbegriffen im Rundum-sorglos-Paket sind noch drei Dutzend weitere Garantien, die fast immer zulasten des Ausrichters gehen. Das „Festival der Völkerfreundschaft und der Jugend der Welt“, wie es in der IOC-Propaganda so oft heißt, ist in erster Linie ein dreistes Schelmenstück der Olympier.
Die gute Nachricht des Tages ist, dass sich München – und damit der deutsche Steuerzahler – nicht dem Diktat des IOC unterwerfen muss, wenngleich die deutsche Bewerbungsgesellschaft um Katarina Witt und IOC-Vize Thomas Bach alle erdenklichen Verbeugungen vor den Exzellenzen des olympischen Sports gemacht hat. Bei der finalen Präsentation versprach Bach, der sich selbst im Jahre 2013 Hoffnung auf den olympischen Chefposten macht, ein „Festival der Freundschaft, das die Fantasie der ganzen Welt anregt.“ Bundespräsident Christian Wulff sagte sehr zum Gefallen der IOC-Mitglieder: „Wir achten die Autonomie des Sports.“ Und Kati Witt, die in jeder Hinsicht so biegsame ehemalige Eisprinzessin, säuselte, München brauche die Spiele so dringend wie der Architekt eine Vision, „um ein Wunder zu vollbringen“.
Im Gegensatz zu den südkoreanischen Samsung-Spielen hätte München BMW-Allianz-Adidas-Spiele zu bieten gehabt. Der geballte Einsatz von DAX-Konzernen, die sich im Großraum München bekanntermaßen wohlfühlen, hat München aber immerhin vor einer Blamage bewahrt. Die letzten deutschen Olympiabewerber, Berlin und Leipzig, scheiterten jeweils kläglich. Trotz der klaren Niederlage haben Thomas Bach und Co. den Mut nicht verloren. Die Marketingleute des Deutschen Olympischen Sportbundes haben sich prophylaktisch schon mal folgende Domain sichern lassen: www.muenchen2022.org.