: „Flightille“ statt Flottille: Hunderte wollen einfliegen
ISRAEL Die propalästinensischen Aktivisten sollen ausgesiebt und wieder zurückgeschickt werden
PALESTINE JUSTICE NETWORK
AUS JERUSALEM SUSANNE KNAUL
Eben noch war es Israel gelungen, die sich anbahnende Krise mit der zweiten Flotille glücklich abzuwenden, schon meldet sich neuer Ärger an. Zwischen 600 und 1.000 propalästinensische Aktivisten werden am Freitag am Ben-Gurion Flughafen bei Tel Aviv erwartet. „Wir werden sie nicht mit Samthandschuhen empfangen“, warnte Polizeikommissar Yohanan Danino am Mittwoch. Die propalästinensischen Aktivisten sollen aussortiert und zurückgeschickt werden. Passagierlisten der Flugzeuge würden mit den Namen von Aktivisten auf Listen des israelischen Geheimdienstes abgeglichen. Martin Forberg von der Internationalen Liga für Menschenrechte versteht die Aufregung nicht. „Die Aktivisten kommen, um ihre Freunde in Palästina zu besuchen“, sagt er. „Niemand will sich heimlich reinschleichen.“
Auf propalästinensischen Internetseiten wird seit Wochen zu Flügen nach Israel aufgerufen, um gegen dessen Politik gegenüber den Palästinensern zu protestieren. Israel verweigere den Aktivisten regelmäßig die Weiterreise ins besetzte Westjordanland, was illegal sei. Einer der Sprecher sagte im israelischen Armeerundfunk, er rechne mit etwa 500 Reisenden, die offen ihre Weiterreise in das Palästinensergebiet ankündigen würden.
„Willkommen in Palästina“ heißt die Aktion auf palästinensischer Seite, die von rund 40 palästinensischen Nichtregierungsorganisationen unterstützt wird. Für eine Woche wollen die Aktivisten in den Palästinensergebieten bleiben, um „Für die Freiheit Palästinas und für unsere eigene“, so ihr Motto, zu demonstrieren. Ursprünglich sollte die Masseneinreise propalästinensischer Aktivisten auf dem Luftweg die aus Griechenland kommende Flotille begleiten. Die griechischen Behörden hinderten die Schiffe jedoch daran, überhaupt in See zu stechen.
Das israelische Außenamt hatte bereits im Vorfeld alle diplomatischen Hebel gegen die Solidaritätsaktionen in Gang gesetzt. Laut Bericht der liberalen Tageszeitung Ha’aretz lieferte Israel nun mit Blick auf den 8. Juli „nachrichtendienstliche Informationen an die USA und sieben europäische Staaten sowie mehrere ausländische Fluglinien“. Die Aktivisten müssten sich auf unangenehme Kontrollen gefasst machen. Im Gespräch ist, sie von den anderen Passagieren zu trennen und zum Gebäude des alten Terminals zu bringen.
Ministerpräsident Benjamin Netanjahu rechtfertigte die Maßnahmen. „Jedes Land hat das Recht, Provokateuren die Einreise zu verweigern“, sagte er. Ein Sonderstab mit Vertretern des Außenamtes, der Flughafenbehörde, des Ministeriums für Innere Sicherheit ist bereits im Einsatz. Zahlreiche zusätzliche Sicherheitskräfte befinden sich inzwischen auf dem Flughafen.
„Am Freitag selbst rechnen wir mit der Ankunft von 600 bis 800 Aktivisten“, sagt Mazin Qumsiyeh vom Palestine Justice Network. Er ist einer der Initiatoren der Veranstaltungen rund um den Jahrestag der Haager Gerichtsentscheidung, die den israelischen Mauerbau für völkerrechtswidrig erklärte. Auf dem Programm steht ein Besuch im Aida-Flüchtlingslager bei Bethlehem, Baumpflanzen in Ramallah und Gespräche im Freiheitstheater von Dschenin.