: Brücke beerdigen, Tunnel bauen
betr.: „Etwas mehr Pragmatismus, bitte“, Kommentar von Tobias Rapp zur Dresdner Waldschlösschenbrücke, taz vom 7. 6. 07
Es war nicht schwer zu erraten, dass der Antrag der Stadt Dresden vor dem Bundesverfassungsgericht scheitern würde: Es gibt ja keine wirkliche Gesetzesgrundlage. Vorschlag: ein Kompromiss, und der wird gerade – wieder mal – gesucht. Aber ein Kompromiss ist schon oft gesucht worden und er ist fast genauso oft von den Reichen und Mächtigen unterlaufen worden, die auf Teufel komm raus ein 130 Millionen Euro teures, verkehrsintensives und planerisch fragwürdiges Brückenbauprojekt in einer geschützten Flusslandschaft durchpauken wollen. Und wenn nicht von höherer Stelle am Geldhahn gedreht wird, wird das so weitergehen.
Von Kultur haben wir da noch gar nicht geredet. Die Kulturschaffenden und Anrainer, das hartnäckige Drittel der Gegner, hebt schon fast ritualisiert die Hand zum Protest, während die – vornehmlich schweigende – Mehrheit der Dresdner, Volkes verbriefter Wille also, endlich Taten sehen will. Warum geht in Dresden nicht, was in anderen Städten, Köln, Aachen usw. möglich ist?
Am Ende lässt sich die Diskussion zwischen den verfeindeten Lagern wirklich nur dadurch beerdigen, dass man die Brücke als – spinnerten – Tunnel unter die Erde verlegt. Aber was drucken wir dann demnächst für ein Motiv auf unsere Euro-Banknoten?
PATRICK WILDEN, Dresden