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Vier Jahre Gefängnis für illegale Methadon-Abgabe

Insgesamt rund 125 Liter der Heroin-Substitute Methadon und Polamidon hat ein Lüneburger Arzt illegal abgegeben

Wegen illegaler Abgabe von Methadon an Drogenabhängige und Betrugs muss ein 51 Jahre alter Arzt aus Uelzen vier Jahre in Haft. Der Mediziner habe in 581 Fällen Betäubungsmittel unerlaubt weitergereicht und in 572 Fällen unbegründet welche verschrieben, sagte die Vorsitzende Richterin der 2. Großen Strafkammer gestern im Lüneburger Landgericht. Der Arzt hatte alle Straftaten, darunter auch Krankenkassenbetrug in elf Fällen, eingeräumt. Sein Geständnis habe sich strafmildernd ausgewirkt, hieß es in der Urteilsbegründung.

Zwischen Januar 2004 und August 2006 habe sich eine Art Drogentourismus zur Uelzener Praxis entwickelt, sagte die Richterin. Insgesamt seien dort rund 125 Liter der Heroin-Substitute Methadon und Polamidon gesetzeswidrig abgegeben worden. „Es reichte die bloße Angabe: ‚Ich bin abhängig.‘“ Es habe weder Therapien noch vernünftige Dokumentationen der Fälle gegeben. „Er wollte substituieren. Dann muss man sich aber an die Vorschriften halten. Er hat den Drogenabhängigen ermöglicht, weiter Drogen zu nehmen.“

Besonders schwer wogen nach Angaben des Gerichts 34 Fälle, bei denen zum Trinken gedachte Mittel gespritzt wurden. Der Arzt habe damit gegen jede medizinische Regel und Ethik verstoßen.

Obwohl die Ersatzdrogen nach dem Gesetz im Beisein des Arztes eingenommen werden müssen, wurde ein Großteil den Patienten mit nach Hause gegeben. Bei den erheblichen illegal abgegebenen Mengen sei klar gewesen, dass damit gehandelt werde, sagte die Richterin. Ein Dealer wäre bei diesen Mengen höher bestraft worden. DPA

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