: Moschee mobilisiert Köln
Die rechtsextremistische „Bürgerbewegung pro Köln“ ruft zur Großdemonstration gegen die geplante Moschee. Gewerkschaften und Anwohner planen Gegendemo
VON PASCAL BEUCKER
Auf der Straße wird heute der Streit um die geplante repräsentative Moschee im Kölner Stadtteil Ehrenfeld ausgetragen. Während die „Bürgerbewegung pro Köln“ gegen das von ihr als „Mega-Islamisierungsprojekt“ bezeichnete Bauvorhaben mobil macht, rufen Demokraten zum Protest gegen die rechtsextreme Vereinigung auf.
So tritt ein vom Kölner DGB-Chef Wolfgang Uellenberg-van Dawen und dem Ehrenfelder Bezirksbürgermeister Josef Wirges initiiertes breites Bündnis in Ehrenfeld mit einer Kundgebung und anschließenden Demonstration „für das friedliche und respektvolle Miteinander“ sowie „für Religionsfreiheit und den Neubau der Moschee“ ein. „Wir wollen den üblen Truppen nicht die Straße überlassen!“, sagte DGB-Chef Wolfgang Uellenberg-van Dawen. „Wir reagieren auf die Provokation von ‚pro Köln‘ und erwarten Neonazis sowie Rechtsradikale aus Belgien und Österreich.“
In dem Aufruf, den unter anderem auch Kirchenvertreter ebenso wie die Vorsitzenden von SPD, der FDP und Grünen unterschrieben haben, heißt es: „Wir wollen nicht, dass Rassismus und Rechtsextremismus den Zusammenhalt in unserer Stadt gefährden.“
Von den demokratischen im Rat vertretenden Parteien fehlt einzig die CDU. Weil auch der Fraktionsvorsitzende der Linken, Jörg Detjen, mit an Bord ist, lehnte CDU-Chef Walter Reinarz eine Unterstützung ab.
Auf einer weiteren Demonstration will ein Bündnis antifaschistischer Gruppen gegen Rechts demonstrieren. Als Motto haben autonome Antifaschisten ausgegeben: „Protestieren, Stören, Blockieren, Verhindern!“ Im Zentrum ihrer Mobilisierung stünde jedoch „nicht das Recht auf Religionsfreiheit und damit der Umbau der DITIB-Moschee“, heißt es in einer Erklärung der „Kampagne Kein Bock auf ‚pro Köln‘“. Sie gehe vielmehr „für die Emanzipation des Individuums auf die Straße“.
Derweil rechnet „pro Köln“ mit Verstärkung aus dem Ausland: Aktivisten der neofaschistischen flämischen Partei „Vlaams Belang“ haben sich mit zwei Bussen angesagt. Außerdem will der Chef der österreichischen FPÖ, Heinz-Christian Strache, kommen. Die geplante Kölner Moschee sei eine „Warnung für ganz Europa“, sagte der stramme Rechtsausleger. „Allen wertbewussten Europäern muss es die Haare aufstellen, wenn in einer abendländischen Kulturmetropole plötzlich 55 Meter hohe Minarette als Speerspitzen gegen die autochthone Bevölkerung errichtet werden.
Angesichts der öffentlichen Debatte überdenkt die Kölner CDU ihre Haltung zum islamischen Gotteshaus. Hatten sich die Christdemokraten zunächst uneingeschränkt für das Bauvorhaben ausgesprochen, steht nun ein Vertrag mit dem muslimischen Trägerverein zur Debatte. In ihm könnte die maximale Größe des Moschee-Zentrums einschließlich der Minarette, die Predigtsprache und das Verkehrskonzept der Anlage festgeschrieben werden.