piwik no script img

Archiv-Artikel

Frühe Großstadt in Niedersachsen

ARCHÄOLOGIE Die Hünenburg in der Nähe von Helmstedt ähnelt dem antiken Troja vom Aufbau her, ist aber eher unbekannt. 3.000 Jahre alte Funde zeigen ein bedeutendes Zentrum

Im Osten Niedersachsens soll eine der frühesten Städte Mitteleuropas pulsiert haben. Das geht aus rund 3.000 Jahre alten Funden an der sogenannten Hünenburg nahe Watenstedt im Kreis Helmstedt hervor, sagten Forscher am Mittwoch in Braunschweig. An der Hünenburg forschen Archäologen und Historiker schon seit mehr als hundert Jahren. Nun sind dort Bronzestücke aufgetaucht, die Schlüsse auf eine der größten bronzezeitlichen Siedlungen in Mitteleuropa zulassen.

Die Hünenburg hatte mächtige Verteidigungswälle. Vor der Anlage erstreckte sich eine Siedlung mit rund 500 ständigen Einwohnern – für die damalige Zeit eine Metropole. Ein solches Ensemble sei hier erstmals in Mitteleuropa in dieser Form nachgewiesen, sagte die Direktorin des Braunschweigischen Landesmuseums, Heike Pöppelmann. „Sie kennen das aus dem mediterranen Raum. Bekannteste Beispiele sind Troja und Mykene.“

Die Siedlung soll sich über 27 Hektar erstreckt haben. Dazu gehörten unter anderem Gräberfelder und ein Areal mit sogenannten Gargruben. Die Archäologen fanden über 400 solcher Gruben im Boden, die vermutlich zu rituellen Kochveranstaltungen einmalig genutzt wurden. Insgesamt buddelten die Wissenschaftler schon drei Tonnen Keramik aus. Es muss dort also ganz schön Betrieb geherrscht haben, schlussfolgern sie.

Die Forscher gehen davon aus, dass auch Menschen aus dem Süden Skandinaviens in und bei der Hünenburg lebten. Die Burganlage könnte eine Handelsniederlassung der Skandinavier gewesen sein, um Metalle zur Bronzeherstellung nach Norden zu bringen. Auf der Hünenburg hatten Gefäße aus Bronze Tradition. Allerdings ist nach Angaben des Grabungsleiters Immo Heske von der Georg-August-Universität Göttingen nicht bekannt, wer auf der Burg das Sagen hatte.

Noch bleiben viele Fragen offen. Beispielsweise geben seltsam verdrehte Skelette von Pferden und Kühen Rätsel auf, die Bewohner der Hünenburg offenbar vergraben haben. Überhaupt ist nicht klar, ob die Menschen auf der Hünenburg die Pferde zum Reiten oder zur Feldarbeit nutzten.  (dpa)