: Die Meisterstücke von Nicolas Sarkozy
Wie es dem neuen französischen Präsidenten gelang, immer mehr Bevölkerungsgruppen für sich einzunehmen
PARIS taz ■ Nicolas Sarkozy hat es geschafft: Der 52-jährige Franzose mit dem Programm von Margaret Thatcher und dem Stil von George Bush ist ganz oben angekommen. Für fünf Jahre hat er nun – in institutioneller Hinsicht – freie Hand. Dazu legitimiert ihn einen Monat nach seinem Sieg bei den Präsidentschaftswahlen jetzt auch das haushohe Ergebnis der UMP bei den Parlamentswahlen.
Noch vor Jahresfrist war Sarkozy in seinem eigenen Lager umstritten. Er galt als zu „angelsächsisch“ und „atlantisch“, zu „liberal“, zu „brutal“ und zu sehr Kandidat des Frankreich von oben. Seither sind ihm verschiedene Meisterstücke gelungen. Sarkozy hat die vielfach gespaltene Rechte eindeutig auf seine Person vereinigt: Nachdem fast alle seine Vorgänger in den letzten Jahrzehnten mit Herausforderern aus dem eigenen Lager konfrontiert waren, ging er als unumstrittener Patron in die Wahlen. Sarkozy hat die Rechtsextremen ideologisch auf ihrem eigenen Terrain geschlagen: Er warb ihnen zwei Drittel ihrer WählerInnen ab und beraubte die Front National der Rolle des Züngleins an der Waage, die sie seit mehr als zwei Jahrzehnten bei Wahlen gespielt hatte. Und Sarkozy stellte dem programmatischen Nebel der PS klare und einfache politische Aussagen gegenüber. Bei seiner langen und intensiven Wahlkampagne wurde Sarkozy von einem einflussreichen Netzwerk unterstützt: Es reichte von dem Unternehmerverband Medef über die Mehrheit der Medien bis hin zu Teilen der Intelligenzia.
Im Vordergrund der Sarkozy-Kampagne standen die realen Verlustängste der Franzosen am unteren Rand der sozialen Hierarchie. Auf ihre Fragen gab Sarkozy einfache Antworten: Niedrige Löhne und sinkende Kaufkraft? Sarkozy: „Mehr arbeiten, um mehr zu verdienen.“ Unsicherheit? Sarkozy: „Hartes Durchgreifen der Justiz.“ Gewaltbilder aus den Banlieues? „Frankreich liebt man, oder man verlässt es.“
Und die „Deklinologen“, sarkozynahe Intellektuelle, spielen eine weitere Begleitmusik. Ihre Angst vor einem Einflussverlust Frankreichs trifft einen sensiblen Nerv vieler Franzosen. Ihre Frage: Wie kann Frankreich seine Interessen am besten verteidigen?, bietet Sarkozy – vorerst – eine Antwort: „Mit mir.“ DOROTHEA HAHN