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Archiv-Artikel

Erste Moschee der Nachkriegszeit wird 50

Um Vorurteile in ihrer Nachbarschaft erst gar nicht aufkommen zu lassen, veranstaltet sie Nachbarschaftsfeste und gemeinsame Gebete mit Nicht-Muslimen. Zum Jubiläum diskutieren Frauen über das Thema Gleichberechtigung

Die Fazle-Omar-Moschee in Eimsbüttel wird am Freitag 50 Jahre alt. Sie scheint die Anwohner der Wieckstraße überhaupt nicht zu beunruhigen. „Hier hat es über all die Jahre nie Probleme gegeben“, bestätigt Wolfgang Raab von gegenüber. „Wir freuen uns über unsere Nachbarn.“

Lückenlos fügt sich die zweitälteste Moschee Deutschlands in die Kleinteiligkeit des Wohngebiets von Eimsbüttel ein. „Liebe für alle, Hass für Keinen“, steht deutsch neben dem Eingang des einfachen, von Hamburger Spenden erbauten Baus, verziert von zwei Minaretten. Der Name Fazle Omar bedeutet: „Gnade des Omar“, der als zweiter Kalif die Glaubensgemeinschaft der Muslime führte.

Die Gemeinde feiert das Jubiläum mit einer Veranstaltungswoche. Auf dem Programm stehen eine Podiumsdiskussion, Tag der Frauen und ein Familiensonntag. Zur Eröffnung am Montagabend wurde aus dem Koran vorgesungen. Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Diplomatie beglückwünschten die Moschee-Gemeinde zu ihrem Jubiläum. Bezirksamtsleiter Jürgen Mantell (SPD), der neben dem Generalkonsul der islamischen Republik saß, lobte den „beispielhaften deutschen Islam“ der Gemeinde. Diese gehört zur „Ahmadiyya Muslim Jamat“, einer sunnitischen Reformbewegung mit 40.000 Mitgliedern in ganz Deutschland.

Schließlich steht ein Augenzeuge der Grundsteinlegung am Rednerpult. „Ich habe die Einweihung mit dem damaligen Imam, Abdul Latif, als besonders still und feierlich und in ihrer Zurückhaltung sehr beeindruckend erlebt“, erzählt der 88-jährige Kinderarzt Hans-Joachim Köhler bedächtig. Als langjähriger Freund habe er gesehen, wie verschiedene Kulturen zusammenleben könnten. „Alles andere ist völlig absurd, denn wir alle glauben an Gott“, sagte Köhler.

Nach Ansicht der stellvertretenden Landesvorsitzenden der SPD, Inka Damerau, steht der Islam im Westen momentan „unter großem Druck“. Um Vorurteilen zu begegnen, lädt die Fazle-Omar-Moschee regelmäßig Nicht-Muslime zur Teilnahme am Gebet ein. Dabei stehe jedem die Form frei, in der er beten wolle. „Die Moschee ist ein neutraler Raum“, sagt der Gemeindevorsitzende Abdullah Uwe Wagishauser. Freitags um 13.30 Uhr wird das Gebet übersetzt. Es kommen Schulklassen und vor Einsätzen in Afghanistan auch Bundeswehrsoldaten, die sich über die islamische Kultur informieren. Jeden letzten Mittwoch eines Monats finden Diskussionsveranstaltungen statt.

Im Rahmen der Festwoche können Frauen am 23. Juni „Die Verwirklichung von Gleichberechtigung unter anderen Gesichtspunkten“ diskutieren. „Mein Motto ist immer, dass Du über Dinge reden musst“, sagt das Gemeindemitglied Daud Ata. „Vorurteile lassen sich nur im Dialog widerlegen.“

Der Gemeindevorsitzende Wagishauser ist in den 70er Jahren konvertiert. Für ihn sind Islam und Frieden untrennbare Begriffe. „Gewalttäter können niemals als Muslime bezeichnet werden“, findet er. Gehorsam gegenüber den Gesetzen des jeweiligen Landes sei selbstverständlich. Wenn die Ausübung der Religion nicht möglich ist, sei es geboten auszuwandern. Dies habe in Hamburg noch niemand für nötig gehalten. KATRIN BONNY