das thema der woche

Die Rote Flora wird 25

■ betr.: „Man möchte ja nicht als Berufsjugendlicher enden“, taz.nord vom 8./9. 11. 14

Lieber Herr Blechschmidt, Ihr Engagement gegen neoliberale Ausbeutungsverhältnisse in allen Ehren, aber sich „die Option offen zu halten“, „Politikern auf die Hütte zu rücken“, sie also privat und gewalttätig anzugreifen, ist widerlich. Es ist jetzt schon ziemliches Glück, dass es bei den ganzen Anschlägen der „linken“ Szene auf Büros und Privathäuser von Politikern in den letzten Monaten nicht zu ernsthaften Verletzungen oder mehr gekommen ist. Also lassen Sie das bleiben! Eine schön abstrakte Formel wie „gegen gewalttätige Verhältnisse mit Gegengewalt zu reagieren“ legitimiert solche Aktionen keinesfalls, denn wir haben in Hamburg mit Sicherheit keine Verhältnisse, gegen die nur gewalttätiger Widerstand hilft, und es ist weder legitim noch irgendwie links, demokratisch gewählte Politiker oder gar deren Familien und Kinder anzugreifen! Das muss endlich aufhören, sonst verspielt sich die Rote Flora ihre Legitimation selbst. SOZI, taz.de

■ betr.: „Happy Birthday, altes Haus!“, taz.nord vom 8./9. 11. 14

Guter Kommentar. Besonders interessant finde ich die Frage der „Grenzüberschreitung“. Wer zieht die Grenzen und wozu? Braucht man überhaupt Grenzen? Wann sind Menschen bereit, vorgefundene Grenzen zu überschreiten? Wo machen Grenzen Sinn, wo nicht? All diese Fragen sind heute noch drängender als vor 25 Jahren, sie werden aber nicht ergebnisoffen gestellt, obwohl gerade der Mauerfall dazu vielfach anregen könnte. Stattdessen zerfließt man lieber zwischen Nostalgie, Selbstmitleid und Hassgefühlen und zieht die eigenen Grenzen dabei noch enger.  RAINER B., taz.de

■ betr.: „Happy Birthday, altes Haus!“, taz.nord vom 8./9. 11. 14

Abwesenheit von ökonomischen Verwertungsinteressen ermöglicht solidarische Ökonomie!?

Wenn erst ein Haus besetzt werden muss, um Tauschläden oder Volxküchen zu etablieren, dann ist das ein äußerst schwaches Bild, was da beschrieben wird. Die Tafel-Bewegung etwa als Pendant zu den Volxküchen schaft dies wesentlich effektiver und ohne Hausbesetzungen. ARCY SHTOINK, taz.de

■ betr.: „Happy Birthday, altes Haus!“, taz.nord vom 8./9. 11. 14

Entzieht sich seit 25 Jahren der kapitalistischen Verwertungslogik? Wie hoch waren noch mal die Kaufpreise?  DD, taz.de

■ betr.: „Happy Birthday, altes Haus!“, taz.nord vom 8./9. 11. 14

Die Frage ist letztlich aber auch, wen die Hausbesetzung trifft. Ist der kleine Vermieter, der kein Geld zur Sanierung hat, also seine Immobilie nicht vermietet/verkauft bekommt und letztendlich dadurch einen Leerstand hat, oder ist es eine große Bank, die eine Immobilienfirma gegründet hat, um gepfändete Immobilien zu vermieten. Dazwischen gibt es zudem „many shades of grey“. Und je wohlhabender der Eigentümer oder die Eigentümerin ist, desto höher ist aber auch die Wahrscheinlichkeit, dass dessen oder deren politische Kontakte eine schnelle Räumung verursachen. Banken und Ämter besetzen wäre eigentlich zielführender.SOMEONEOUTTHERE, taz.de

Anlässlich des 25. Jubiläums der Besetzung der Roten Flora in Hamburg hatten wir den Aktivisten der ersten Stunde, Andreas Blechschmidt, im Interview. Widerspruch eines taz.de-Users rief seine Aussage hervor, „Politikern auf die Hütte zu rücken“ sei eine „Option, die man sich offen halten muss“. Eher Zustimmung gab es zum Text des Soziologen Andre Holm, der die Besetzung von Räumen als „Akt der Subversion“ bezeichnete, als „das Übertreten einer Grenze“.