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Archiv-Artikel

Wochenübersicht: Konzert Thomas Mauch hört auf den Sound der Stadt

Das ist wieder mal eine Woche, in der die Rockgeschichte geradezu unbarmherzig zuschlägt. Wer so ein verschärftes Sparring nicht scheut, bitte schön: Am Samstag gibt Patti Smith in der Zitadelle Spandau den Rock’n’Roll Nigger, am Sonntag gastiert Ex-Stone-Gitarrist Mick Taylor im Columbiaclub, am Dienstag starten mit Lou Reed mit „Berlin“ im Tempodrom die historischen Aufführungspraxen, fortgeführt am Mittwoch mit Sonic Youth und deren „Daydream Nation“ in der Columbiahalle, und am Donnerstag spielen Status Quo wieder in der Zitadelle Spandau sich selbst als ewiges Boogie-Perpetuum-Mobile. Puh. Und so weiter und so fort… wirklichen Spaß würde diese Litanei aber schon machen, wenn sie mit dem unaufdringlichen zwingenden Schlagzeugspiel von Jaki Liebezeit unterlegt wäre, der als wiedergeborenes Metronom immer noch der sicherste Begleiter zur hypnotischen Musik ist. So war das mit Jaki Liebezeit damals bei Can, Deutschlands schönste Rockgeschichte, und so wird das bestimmt auch am heutigen Freitag im Babylon Mitte sein, wenn Liebezeit auf Einladung des leisesten Clubs der Welt zusammen mit dem Elektroniker Burnt Friedman die Mikro-Grooves erforscht. Als Dreingabe gibt es hier Vert alias Adam Butler zu hören, dessen musikalischer Eklektizismus so spinnerte Sachen wie Ragtime-Rap-Elektronik möglich macht, die sich dazu noch wunderschön hören. Von Eleganz will man ja sowieso nicht lassen, die im besten Fall schon hart erarbeitet ist, ohne mit den Schwitzflecken zu renommieren. Unaufdringlich, abgeklärt. So sind The Sea and Cake, die sich weiter ernsthaft ins Songformat hineinknieten, als das bei den anderen eng mit ihnen verbandelten Chicago-Bands wie Tortoise unbarmherzig zum Track zerdehnt wurde. Dafür hat man heute noch schönere Songs. Am Donnerstag im Lido.

Jaki Liebezeit & Burnt Friedman, Vert: Babylon Mitte, Fr., 21 Uhr. 20 €

The Sea and Cake: Lido, Do., 21 Uhr. 15 €