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Archiv-Artikel

Am Geschlecht abgearbeitet

betr.: „Die Polizistin, die Bundesligaprofis pfeift“, taz vom 19. 6. 07

Das Porträt der Schiedsrichterin Bibiana Steinbach zeichnet sich leider hauptsächlich dadurch aus, dass der Autor sich an ihrem Geschlecht abarbeitet (verbal, meine ich), und das ist eine lästige, aber anscheinend nicht auszurottende Unart vieler ZeitgenossInnen, die das Wort „gender“ nur im Wörterbuch ihres PCs gespeichert oder irgendwie falsch verstanden haben. Schön, dass wenigstens kein Wort darüber fällt, ob Frau Steinbach in Sporthose oder schwarzem Röckchen pfeift, denn das war das Niveau noch vor einigen Jahren.

Dass die Unterteilung „Frauen-Bundesliga“ und „Regionalliga“ eine Nennung der Männer nicht erfordert, da die Männer immer noch die Norm darstellen, von der die Frauen abweichen, könnte die Leserin/der Leser dem allgemeinen Sprachgebrauch anlasten, wären da nicht so verräterische Anmerkungen wie „ Gerade als Frau“ im Zusammenhang mit „Durchhaltevermögen, Konsequenz und Bestimmtheit“. Natürlich kann der Autor nichts dafür, dass der Vorsitzende des Schiedsrichter-Ausschusses sich zu ihrer Zulassung zur 2. Bundesliga der Männer „durchringen“ musste, nachdem sie jahrelang ihre Leistung unter Beweis gestellt hatte. Dass jedoch der gesamte Tenor des Porträts nur darauf abzielt, die Besonderheit der Schiedsrichterin als Frau herauszuheben, ihre möglichen Probleme mit dem mangelnden Respekt der Spieler abzuklopfen und dann zu enden, dass nicht jeder es schaffen wird, porträtiert eher die Haltung von Bastian Henrichs als eine interessante Sportlerin, von der ich gerne auch noch ein paar andere Dinge gelesen hätte, die sie mit Sicherheit zu erzählen gehabt hätte. TARA SCHUCH, Minden