Uelzener Schüler unter Anklage

Die Bundesregierung hat die Türkei aufgefordert, für die sofortige Haftentlassung eines minderjährigen Schülers aus dem niedersächsischen Uelzen zu sorgen. Der 17-jährige Marco W. sitzt wegen eines Urlaubsflirts mit einer 13–jährigin Britin seit Ostern in Untersuchungshaft im Gefängnis in Antalya; der Vorwurf lautet: Verführung einer Minderjährigen.

Der Realschüler sei von den Eltern der 13-jährigen Charlotte M. aus Manchester wegen sexuellen Missbrauchs angezeigt worden, teilte das Auswärtige Amt am Freitag mit. Die beiden Jugendlichen betonten, nur geflirtet zu haben. Außerdem soll sich die Engländerin Marco W. gegenüber als 15-Jährige ausgegeben haben. Der Uelzener war mit seinen Eltern in Antalya im Urlaub.

Das deutsche Konsulat in Ankara sei in Kontakt mit den türkischen Behörden, erklärte eine Sprecherin des Auswärtigen Amtes in Berlin. Ziel sei es, möglichst schnell eine Freilassung zu erreichen. Auch SPD-Fraktionschef Peter Struck setzte sich dafür ein. Er sei „erschüttert über die Haftbedingungen des Jugendlichen und die Abläufe des Strafverfahrens“, sagte der Politiker dem „Spiegel“. Struck ist Bundestagsabgeordneter des Wahlkreises Celle-Uelzen.

Die Versuche deutscher Behörden, das Verfahren nach Deuschland zu verlegen, scheiterten bisher. Die Verhandlung in der Türkei soll am 6. Juli beginnen. Dem Schüler drohen bei einer Verurteilung bis zu acht Jahre Gefängnis. taz