Showdown bei Dynamo

Kurz vor der entscheidenden Sitzung des krisengeschüttelten Oberligisten trat Präsident Weinkauf zurück. Sein Konkurrent und Hauptsponsor Meyer kann sich als Sieger fühlen

Mario Weinkauf macht in Computern, Peter Meyer handelt mit Mobilfunkkarten, moderne Menschen also. Nur mit dem Sprechen scheint es bergab zu gehen. Zumindest hegte Weinkauf vergangene Woche den Verdacht, an Meyer vorbeizureden. „Herr Meyer hat sich nicht als glaubhafter Verhandlungspartner gezeigt“, grummelte er.

Die Kontrahenten hatten sich getroffen, um einen gemeinsamen Nenner zu finden für die Mitgliederversammlung beim BFC Dynamo im Sportforum Hohenschönhausen. Was folgte, war ein Drama in mehreren Akten.

Vor der schicksalhaften Versammlung, die über den Einstieg eines von BFC-Präsident Weinkauf besorgten Investors beim Fußball-Oberligisten entscheiden sollte (taz berichtete), machte Dynamo-Hauptsponsor Meyer nach erzielten Kompromissen jeweils Rückzieher.

Unterdessen nahm Weinkaufs Motivation, im Amt zu bleiben, rapide ab. Dass „sein“ Investor, der schon eine Bankbürschaft über 1,5 Millionen Euro hinterlegt hatte, unter diesen Umständen im Sportforum einsteigen würde, mochte der BFC-Chef nicht mehr glauben.

Zwar signalisierte Gegenspieler Meyer, „jederzeit offen für weitere konstruktive Gespräche über mögliche Sponsoringaktivitäten“ zu sein, aber erst nach dem 23. Juni. Eine Hinhaltetaktik? Weinkauf zog sich an seinen grauen Gehirnzellen aus dem mentalen Tief. Der Mann weiß aus Erfahrung, wie wunderlich die Dynamo-Welt sein kann. „Vor drei Jahren ging ich in die Vereinsversammlung, ohne etwas zu ahnen – und kam als neuer Präsident wieder heraus.“

Diesmal kam es anders: Am Freitag, 24 Stunden vor dem Showdown in Hohenschönhausen legte Weinkauf sein Amt nieder. Auf derselben Präsidiumssitzung wurde sein Vorvorgänger Volkmar Wanski in den Vorstand kooptiert – und flugs zum kommissarischen Nachfolger Weinkaufs gewählt. Meyer witterte darin einen Schachzug, der nicht mit den Vereinssatzungen in Einklang zu bringen sei. Das ungute Ge fühl des Hauptsponsors war verständlich: Wanski, Mitte der 1990er-Jahre BFC-Präsident, gilt als Integrationsfigur, die den potenziellen Investor und die mit Weinkauf unzufriedenen Fans unter einen Hut bringen könnte. Meyer fiele es unter der geänderten Konstellation schwerer, entscheidenden Einfluss auf die Vereinsgeschicke zu nehmen, wurde im Sportforum gemunkelt.

Auf der Versammlung ging es dann auch zur Sache. Weinkauf und sein Stellvertreter Andreas Dielert wurden per Misstrauensantrag aus dem Präsidium entfernt. Ob der über Nacht vollzogene Führungswechsel von Weinkauf zu Wanski Bestand hat, darüber herrschte aber Uneinigkeit. „Die Juristen werden entscheiden müssen“, erklärte Meyer, der sich als Punktsieger fühlen durfte. Der Weinkauf-Rivale brachte nämlich seine Kandidaten für den mächtigen BFC-Wirtschaftsrat durch. JÜRGEN SCHULZ