: Marine kapert Schiff vor Gaza
ISRAEL Aktivisten der Flottille II leisten keinen Widerstand. Sie werden abgeschoben. Der Großteil der Flottille war bereits in dem griechischen Hafen Piräus gestoppt worden
AUS JERUSALEM SUSANNE KNAUL
Gut ein Dutzend Aktivisten, Journalisten sowie die Mannschaft an Bord des französischen Schiffes „Dignité – al-Karama“ haben keinen Widerstand geleistet, als sie etwa 50 Kilometer vor der Küste von Gaza von israelischen Marinesoldaten abgefangen wurden. Damit ging die wochenlange Odyssee der letzten Aktivisten, die auf einen Versuch, Gaza zu erreichen, nicht verzichten wollten, am Dienstag friedlich zu Ende.
Die „Dignité“, die sich unter dem Vorwand, sie steuere Alexandria an, freie Fahrt seitens der griechischen Behörden verschafft hatte, kam nur noch ein symbolischen Wert bei. Der Großteil der Flottille II „Stay Human“ („Bleib menschlich“) mit zehn Schiffen war im Hafen von Piräus gestoppt worden.
Bei einer ähnlichen Aktion vor einem Jahr waren 11 türkische Aktivisten bei gewaltsamen Auseinandersetzungen während der Stürmung des Flaggschiffs „Mavi Marmara“ ums Leben gekommen. Israel wollte um jeden Preis eine Wiederholung des Desasters ausschließen. Der wohl größte Erfolg geht auf das Konto der Diplomaten, die bei der Regierung in Athen auf eine überraschend gute Zusammenarbeit stießen. Die meisten westlichen Regierungen hatten dringend von einer Teilnahme abgeraten.
Der Kampf zwischen den Organisatoren von „Stay Human“ und der israelischen Armee fand im Internet statt. Schon eine Stunde nach der Kaperung der „Dignité“ veröffentlichte die Armee eigene Aufnahmen von der Operation. Ein Spot zeigt einen israelischen Militärfunker. Im Hintergrund ist eine Stimme, vermutlich die des Kapitäns,zu hören, der erklärt, dass es sich um einen „privaten Kreuzer“ handle, der „keine Waren geladen“ habe. Den Aufruf, den Kurs zu ändern und den Hafen von Ashdod anzusteuern, ignorierte die Dignité.
In einer Presseerklärung von „Stay Human“ hieß es, dass es der Flottille gelungen sei, „die bösartige Natur der israelischen Politik gegenüber Gaza“ zu enthüllen. Die israelische Führung habe sich der „Einschüchterung, Lügen, wirtschaftlicher Bestechung sowie Androhung von Gewalt“ bedient.
Passagiere und Mannschaft der „Dignité“ wurden zunächst zum Marinestützpunkt in Ashdod gebracht und dort der Obhut der Einwanderungsbehörde übergeben. Nach ihrer Abschiebung dürfen sie für zehn Jahre nicht nach Israel einreisen.