: Das Salz in den Flüssen
VERSALZUNG Seit 100 Jahren werden die salzigen Abwässer aus der Kali-Erzeugung durch Werra und Weser in die Nordsee entsorgt. Das müsse aufhören, verlangt die EU. Der Weg gestaltet sich schwer
Noch immer keine Lösung für die Salzlösung: Auf ihrer Konferenz in Hannover konnten sich die Umweltminister der sieben Anrainer-Länder von Werra und Weser nicht auf einen Weg zur Reduzierung der Salzbelastung in beiden Flüssen einigen. Statt eines gemeinsamen Fahrplans zur Senkung der umweltschädlichen Einleitung von Abwassern aus der Kali-Erzeugung, wurde die angepeilte Lösung erneut vertagt. Damit wird frühstens 2015 eine Einigung möglich.
„Ich akzeptiere, dass die anderen Länder mehr Zeit brauchen“, sagte die hessische Umweltministerin Priska Hinz (Grüne) mit Blick auf den von ihr und dem Dünger und Salzkonzern K+S jüngst vorgelegten Vier-Phasen-Plan. Während Hinz hinter dem bis 2075 angelegten Konzept „ein gutes ökologisches Potenzial für Werra und Weser“ vermutet, sehen etwa ihre Parteifreunde und Amtskollegen aus Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen, Stefan Wenzel und Johannes Remmel, es skeptisch.
„Es ist doch unbestritten, dass die best verfügbare Technik das Maß der Dinge sein muss“, sagte Wenzel. Mit Blick auf die darin vorgesehene erneute Aufhäufung von Kali-Halden oder die nicht vollständige Abdeckung zum Schutz vor Niederschlag habe er aber große Zweifel daran, dass dies die modernste Technik zur Reduzierung der Salzbelastung sein solle. Bis zu 25 Prozent der Salzeinträge entstünden durch Regen, der von den Halden in die Flüsse fließe.
Auch die Möglichkeit, die Abwasser mit einer Pipeline direkt in die Nordsee abzuleiten, sorgte unter den Ministern für Unstimmigkeiten. Niedersachsen und Hessen lehnen dies ab, Nordrhein-Westfalen sieht darin weiterhin die beste Lösung. „Das ist genau die Quadratur des Kreises“, betonte Remmel. Seine Aufgabe sei es, sich entsprechend des nordrhein-westfälischen Landtagsbeschlusses für die Nordseepipeline einzusetzen. Diese wird aber von Niedersachsen abgelehnt. „Ich sehe keinen Sinn, an dem Projekt festzuhalten“, sagte Wenzel. Niedersachsen hatte im Juli einen Antrag von K+S zur Einleitung von Salzwasser in die Nordsee wegen formaler Gründe bereits abgewiesen. (dpa)