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Archiv-Artikel

Lindner hat auch vor Gericht alles im Griff

Der frühere Chef des Klinikums Bremen-Ost zeigt vor Gericht nur eine Spur von Schuldbewusstsein

Von kawe

Selbstbewusst wie ein Musterschüler tritt der frühere Geschäftsführer des Klinikums Bremen-Ost, Andreas Lindner, vor Gericht auf. Gestern erläuterte er mittels per Hand in der Untersuchungshaft geschriebener Folien, wie er aus geplanten Defiziten des Klinikums in einem Jahr geplante Überschüsse gemacht hatte – bis zum Jahre 2015. Jedenfalls auf den Folien. Während der „Masterplan“ von Wolfgang Tissen, dem ehemaligen Gesundheit-Nord-Chef, die Halbierung von Personal und Betten für das Klinikum Ost vorsah, hatte Lindner daraus in einem Jahr ein Wachstums-Modell gemacht. Und wenn der Angeklagte sagte: „Die nächste Folie bitte“, dann war der Vorsitzende Richter Bernd Asbrock gemeint.

„Damit wir in das Thema wieder hereinkommen“, trage er das vor, erläuterte Lindner gnädig. Überhaupt: Wenn der wegen Untreue, Korruption, Konkursverschleppung und Kreditbetrug angeklagte Lindner „wir“ sagt, meint er meist das Gericht – und sich selbst. Verfahrensvorschläge des Gerichts kommentierte er mit: „Dann machen wir es so.“

Nachfragen zu dem Vertrag, den er als Geschäftsführer des Klinikums Ost mit der Siekertal-Klinik, also quasi mit sich selbst, abgeschlossen hat, bringen ihn auch nicht aus der Fassung. Einigermaßen dilettantisch scheinedieser Vertrag, findet die Richterin, und voller Schreibfehler. Warum hatte er den Kasseler CDU-Politiker Gotthard Brand als treuhänderischen Strohmann eingesetzt, womit seine Eigentümer-Funktion vertuscht werden sollte? Weil er damals freiberuflich tätig war, sagte Lindner – ohne damit die eigentliche Frage zu beantworten.

Dem Staatsrat Arnold Knigge habe er schon 2005 gesagt, dass er an der Siekertal-Klinik beteiligt sei, erzählte Lindner. Und dann Verschwiegenheit vereinbart – der Aufsichtsrat, dem Knigge als Vorsitzender angehörte, sollte davon nichts erfahren. Das sei „Lindners Märchenstunde“, meinte gestern der über den Klinik-Skandal gestürzte Knigge. kawe