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Archiv-Artikel

Studieren für die Katz?

Betr: „Theaterstudenten weigern sich, taz nord vom 28.6.2007

Ich frage mich ernsthaft, ist Studieren für die Katz ? Wäre es nicht schöner, Geld zu verdienen für eine Arbeit, statt Studiengebühren zu zahlen für nix? In Deutschland haben Studenten das Ansehen kurz vor einem Obdachlosen. Keiner ist stolz, sich für ein Studium entschieden zu haben. Immer schön schnell und fix durch die Uni, bloß keinem erzählen, dass man dort gerne länger verweilt wäre. Es ist teuer, dauert lange, länger als eine Ausbildung, Jahre vergehen und plötzlich steht das Leben vor der Tür. Das Leben, das nichts damit anfangen kann, wenn du ihm dein Diplom zeigst. Das nur müde lächelt und dir ein Praktikum anbietet. Für lau. Jetzt nur nicht zurückschauen, sonst erstarrst du zur Salzsäule wie Lots Frau. Hier musst du flexibel sein, aber wie! Heute hier, morgen da. Der Steuerberater lächelt mich müde an. Ach, einen Arbeitsvertrag wollen Sie auch noch haben? Das ist immer soviel bürokratischer Aufwand, darauf können wir doch verzichten. Und auf die Bezahlung können wir eigentlich auch gleich verzichten? Langsam fängst du an zu kochen, selbst dein Prof im öden Seminar hat dich ermutigt, weiter zu forschen, zu büffeln, zu lernen, sich prüfen zu lassen. Wofür? Soll ich mich selbständig machen? Oder in die Arbeitswelt? Welche Welt ist das? Sie ist nicht auf unserem Planeten. Doch, sie reißen sich um dich. Sie wollen dich ganz jung, mit vielen Sprachen, deine Erfahrung wollen sie, und dein Talent. Pass auf, dass sie dich nicht ausnutzen. Ein paar Jahre und du weißt gar nicht mehr, wie du auf diese Position gekommen bist. Ja, ich war jung und wollte studieren. Jetzt bin ich alt und versuche einen Fuß in die Tür zu bekommen. Die Tür zum Büro, im Konzern, vorbei am Kaffeeautomaten. Schleiche mich herein, klettere die Karriereleiter hoch und mache es mir bequem. Von hier oben, sieht es ganz einfach aus. Ja, ich würde es noch mal machen. Ich würde noch mal studieren. INGA HARMS, Hamburg