: Kampfabstimmungen in der CDU
Mit teilweise hauchdünnen Mehrheiten wurden die VertreterInnen für den CDU-Fraktionsvorstand gewählt
Die Zeiten, in denen der Landesvorsitzende oder Fraktionschef der CDU personelle Vorschläge machte und Partei oder Fraktion einhellig so votierten, sind definitiv vorbei. Mit Kampfabstimmungen, wie sie seit Jahren nicht mehr vorgekommen sind, hat die CDU-Fraktion am Montag ihren Fraktionsvorstand nominiert. Auf der Strecke blieb dabei Helmut Pflugradt, der dieses Amt seit zwölf Jahren innehatte. Pflugradt bekam nur elf von 23 Stimmen. Rita Mohr-Lüllmann hatte 17 Stimmen bekommen, die beiden anderen Stellvertreter Dieter Focke und Heiko Strohmann jeweils nur zwölf von 23 Stimmen.
„Dieter Focke ist eben beliebter in der Fraktion“, kommentierte ein Insider das Stimmenergebnis. Pflugradt hatte darauf gesetzt, gegen Strohmann zu gewinnen. Nur Thomas Röwekamp, der neue Fraktionsvorsitzende, hatte die früher übliche einstimmige Mehrheit bekommen. Als er Focke zu seiner Wahl gratulierte, meinte er: „Du bist zwar nicht mein Kandidat, aber damit muss ich leben.“
Für Pflugradt bedeutet das nicht nur erhebliche finanzielle Einbußen, er verliert auch sein Büro im CDU-Haus am Wall. Damit verliert Bernd Neumann einen weiteren Gefolgsmann in der Bremer Parteizentrale, nachdem seine langjährige Mitarbeiterin Sigrid Wolfram, die früher einmal täglich mit ihm telefonierte und ihn über alle Details auf dem Laufenden hielt, aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr im CDU-Haus arbeitet. Wie erbittert in der CDU-Fraktion um die wenigen der Opposition verbliebenen Positionen gekämpft wird, hatte sich schon bei der Nominierung der Schriftführerin für die Bürgerschaft gezeigt: Sandra Ahrens hatte acht Gegenstimmen bekommen, obwohl sie die einzige Kandidatin war.
Die Staatsrätin Elisabeth Motschmann, einst von Neumann stark favorisiert, musste sich derweil mit dem Vorsitz des Petitionsausschusses begnügen.
Da von den drei früheren Senatoren nur Ronald-Mike Neumeyer mit dem Gedanken spielt, sein Mandat für einen neuen Job niederzulegen, kann sich derzeit nur der Nachrücker Hans-Georg Gerling Chancen auf einen Parlamentssitz ausrechnen. kawe