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Archiv-Artikel

POLITIK

sichtet die sozialen Bewegungen in der Stadt

JÖRG SUNDERMEIER

An der Kreuzung von Oderbergerstraße und Kastanienallee wird am Freitag (17 Uhr) unter dem Titel „Ein Herz für linke Terrornester“ heftigst demonstriert. Innensenator Henkel nämlich hatte verlautbaren lassen, dass es doch mal wieder an der Zeit sei, linke Hausprojekte zu durchsuchen, offenkundig bemerkt er, dass er nicht ohne soziale Aufsicht verfahren darf, wie er will. „Brunnen 6/7 und Linie 206 verteidigen!“ wird daher gerufen, um diese Bastionen mit Solidarität und handfester Unterstützung sicher zu machen und gegen vermummte Barrikadenstürmer im Staatsdienst zu verteidigen. Dass die Demonstration ausgerechnet dort stattfindet, wo man keine sogenannten linken Terrornester, wie die Kolleg_innen von der B.Z. die Hausprojekte nannten, auffinden wird, hat selbstredend eine symbolische Bedeutung.

Am Samstag wird in der Linse (Parkaue 25, 18 Uhr) ein besonderer Geburtstag mit wilder Musik gefeiert, denn die Antifa in Hohenschönhausen wird 15 Jahre alt und darf also endlich ihren Mofaführerschein machen. 15 Jahre! So alt wird doch kein Punk! Daher ist das Motto klar: „Die Antifa ist tot? Es lebe die Antifa!“

Im Laidak wird dann am Sonntag wird wieder einmal öffentlich debattiert. Diesmal stellt sich Bernd Langer mit seinem neuen Buch „Antifaschistische Aktion – Geschichte einer linksradikalen Bewegung“ der gewohnt kritischen Zuhörerschaft. Langer wird die Geschichte der Antifaschistischen Aktion von den 1920er Jahren bis heute nachzeichnen, und hoffentlich auch auf die unrühmlichen Gedanken und Taten der AA (etwa die von der KPD diktierte „Sozialfaschisten“-These) zu sprechen kommen.

Am Montag schließlich wird dann in der Neuköllner B-Lage (Mareschstraße 1, 19 Uhr) über Ebola gesprochen – und darüber, wie die Krankheit, die Betroffenen und vor allem der afrikanische Kontinent im Zusammenhang mit Ebola behandelt werden. Der Satz „Ein Virus allein macht noch keine Epidemie“ aber, den die Veranstalter_innen in ihrer Ankündigung schreiben, lässt stutzen, denn wenngleich es stimmt, dass die von der Epidemie betroffenen Staaten besonders arm sind und die Kolonialzeit dort bis heute ihre hässlichen Spuren hinterlassen hat, so ist diese Krankheit doch nicht allein gesellschaftlich bedingt. Daher ist die Frage „Warum ist eigentlich gerade jetzt Ebola ein so großes Thema in den Medien?“, die die Veranstalter_innen ebenfalls stellen, etwas naiv. Oder wird hier gar einer Verschwörungstheorie nachgegangen und wird etwa vermutet, dass irgendwelche dunklen Mächte und fiesen Konzerne das Virus hervorgebracht haben könnten?