piwik no script img

Archiv-Artikel

Konkurrenzkampf um die chronisch Kranken

Kassenärztliche Vereinigung prangert „Doppelversorgung“ der Patienten durch die Krankenhäuser an

Schlicht übergangen fühlt sich die Kassenärztliche Vereinigung (KV) bei einer Entscheidung der Hamburger Gesundheitsbehörde: Die hat der Hamburger Krankenhausgesellschaft (HKG) kürzlich erlaubt, bestimmte Patienten auch ambulant zu behandeln. Nach der Gesundheitsreform ist das möglich – „unter Berücksichtigung der vertragsärztlichen Versorgungssituation“. Diese Formulierung bezeichnet der Vizevorstand der KV, Walter Plassmann, als „nicht ausreichend definiert“. Wann eine ergänzende Behandlung schwer und chronisch Kranker in der Klinik sinnvoll sei, müsse zwischen allen Beteiligten abgesprochen werden. Bislang habe die Behörde der Kassenärztlichen Vereinigung in Hamburg das Mitspracherecht jedoch vorenthalten.

Bei Bluter-, Krebs-, oder HIV- Patienten bietet die Krankenhausgesellschaft aus 38 öffentlichen, freigemeinnützigen und privaten Kliniken derweil eine Versorgung „aus einer Hand“ ein. „Krankenhäuser sind zu einer ausreichenden Weiterversorgung gar nicht in der Lage,“ kritisiert der Vorsitzende der KV-Vertreterversammlung, Michael Spät. „Sie können weder Medikamente verschreiben, noch den gesamten Behandlungsverlauf bedienen.“ Plassmann bezeichnet das Vorgehen der Krankenhäuser als „Rosinenpickerei“. Mit Teilleistungen für zusätzliche Einnahmen verschafften die Kliniken sich einen Wettbewerbsvorteil. Tatsächlich verschlechtere sich dadurch jedoch nur die Versorgungssituation der Patienten, behauptet Plassmann. Diese Doppelversorgung führe außerdem zu einer zusätzlichen Belastung der Krankenkassen, sagt Plassmann.

„Es gab eine Entscheidung ohne Verhandlung“, bestätigt auch Spät. „Das Gesetz wurde in rasender Geschwindigkeit durchgesetzt.“ Der Vorsitzende der HKG, Fokko ter Haseborg, beschuldigt derweil die KV, die ambulante Behandlung in der Klinik „durch juristische Winkelzüge zu torpedieren“. Für KV-Vize Plassmann tragen die Kassenärzte allerdings nicht die Schuld am Konflikt: „Den Verhandlungstisch haben wir nie verlassen.“KATRIN BONNY