heute in bremen
: Kein Platz für Männer

Heute benennt der Beirat Östliche Vorstadt zwei neue Straßen im Georg-Bitter-Quartier

taz: Woher kommen die neuen Straßen, die heute benannt werden?

Robert Bücking, Ortsamtsleiter: Die tauchen deswegen auf, weil das ehemalige TÜV-Gelände endlich besiedelt werden soll. Darauf haben wir 15 Jahre gewartet. Es hat sich eine Gruppe von Firmen gefunden, unter anderem die Gewoba, die dort Häuser errichten – und zuvor eine Straße und einen Platz bauen. Und die müssen jetzt auch einen Namen bekommen.

Und das darf der Beirat allein entscheiden?

Ja, das ist sein Recht, hat aber noch nichts mit der von rot-grün angekündigten Stärkung der Beiratsrechte zu tun. Das sind noch alte Muskeln.

Haben Sie davon schon einmal Gebrauch machen dürfen?

Selten. Die Innenstadtbeiräte leiden unter Entzug, weil hier ja alles fertig ist und die Bezeichnungen zum Teil schon seit 500 Jahren fest stehen.

Und welche Namen sind nun im Gespräch?

Der Beirat diskutiert darüber, die weibliche Hälfte des Himmels zu ehren. Das Frauenmuseum hat uns ein paar interessante Namen vorgeschlagen. Einer davon ist Hermine Berthold, eine Sozialdemokratin, in Hastedt geboren, 1990 hochbetagt gestorben. Sie hat sich tapfer gegen die Nazis gewehrt und im Untergrund gearbeitet. Sie überlebte das Dritte Reich, ist aber mehrfach eingeknastet worden. Auch Luise Koch könnte gewürdigt werden. Sie ist eine ganz bürgerliche Frau gewesen, die seit Mitte des 19. Jahrhunderts für das Frauenstimmrecht geworben hat. Auch das wäre ein Anlass, sie zu ehren.

Männer und Lebende haben demnach also ausnahmsweise keine Chance?

Lebende auf gar keinen Fall. Die können ja noch sündigen.

Interview: Jan Zier