: „Keine pädagogische Ausbildung nötig“
In Celle sollen ab 2008 alle 16 Grundschulen zu Ganztagsschulen werden. Um das zu stemmen, will die Stadt auf Ehrenamtliche, Honorarkräfte und ältere Schüler bei der Betreuung zurückgreifen und hofft auf die Hilfe des Landes
PETER BINZ, 52, ist Diplom-Verwaltungswirt und Leiter des Fachbereichs Bildung, Jugend und Soziales in der Celler Stadtverwaltung.
taz: Herr Binz, Ihr Oberbürgermeister Martin Biermann will zum Schuljahr 2008/2009 alle Celler Grundschulen zu Ganztagsschulen umbauen. Haben Sie schon Pläne gemacht?
Peter Binz: Wir erstellen kein stadtweites Konzept, das wir den Schulen überstülpen. Jede Schule soll ihr eigenes Konzept entwickeln und beim Land Niedersachsen den Ganztagsbetrieb beantragen. Wir können keine Schule verpflichten, hoffen aber, dass alle mitmachen.
Gilt für die Eltern dasselbe?
Wir planen offene Ganztagsschulen, unterbreiten also nur ein Angebot. Aber wenn Eltern es annehmen, dann ist es für ein Jahr verpflichtend.
Schwebt Ihnen ein Modell für die Ganztagsschulen vor?
Nein, da die Rahmenvorgaben bereits vom Land festgelegt sind. Häufig werden an zwei Nachmittagen Arbeitsgemeinschaften und Kurse angeboten. An den anderen Tagen soll es Angebote im Rahmen eines umfassenden Bildungsbegriffes geben.
Und wer soll die machen?
Wir denken da an die ganze Vielfalt von Vereinen in Celle, von den Sportvereinen über die Feuerwehr bis zum Kunstverein. Für die Hausaufgabenbetreuung gibt es bereits verschiedene Projekte, in denen die ältere Schüler zur Unterstützung eingesetzt werden. Die bestehenden Angebote sollen auch durch Honorarkräfte und Ehrenamtliche ausgebaut werden.
Wie sieht es dann mit der pädagogischen Qualität aus?
Gerade bei der Hausaufgabenbetreuung werden ja keine neuen Inhalte erarbeitet. Deshalb sind wir überzeugt, dass dafür nicht zwingend eine pädagogische Ausbildung nötig ist. Der Bildungsbegriff soll möglichst weitgehend gefasst werden, so dass die unterschiedlichen Professionen hierzu beitragen können.
Wollen die Vereine, die Sie im Blick haben, denn mitmachen?
Es gibt durchweg positive Signale. Allerdings sind unsere ersten Ansprechpartner die Schulen und die Eltern.
Wie viel Geld nimmt die Stadt für das Projekt in die Hand?
Die Planungen stehen noch am Anfang. Auf jeden Fall braucht es bauliche Investitionen in Schulkantinen. Ein Schwerpunkt sind natürlich die Lehrerstunden, da ist die Unterstützung des Landes erforderlich. Ansonsten wollen wir vieles umorganisieren, was es schon gibt: Fördermaßnahmen für Kinder mit besonderem Bedarf, Hortbetreuung und Stadtteilarbeit sollen in Zukunft an den Schulen gebündelt werden. Das bedeutet unter Umständen auch weniger Einnahmen, denn der bisherige Hortbesuch würde dann für die Ganztagesschulkinder teilweise kostenlos werden.
Sie haben also mehr Kosten, weniger Einnahmen, aber noch keinen Finanzierungsplan. Wie soll das bis 2008 gehen?
Wir möchten nicht unnötig warten, und wir sehen es als realistisch an, es bis dahin zu schaffen. Bei so einem Projekt muss man das Geld einfach in die Hand nehmen.
Sparen Sie bei den Kitas?
Auf keinen Fall. Das wäre auch völlig kontraproduktiv.
INTERVIEW: KARIN CHRISTMANN