Streetworker treffen Zielgruppe

Eine Studie sieht in mobilen Straßenprojekten ein geeignetes Instrument, um sozial benachteiligten Jugendlichen zu helfen. Initiativen erfahren breite Akzeptanz

Richtige Zielgruppe und hohe Akzeptanz – das sind die Ergebnisse einer Studie, die den Erfolg von Straßensozialarbeit bewertet. Er ziehe eine „überaus positive Bilanz“, sagte Peter Tossmann gestern bei der Vorstellung des Berichts. Der Psychologe hat die von der Berliner Jugend- und Familienstiftung und der Senatsverwaltung für Bildung in Auftrag gegebene Studie wissenschaftlich betreut. Befragt wurden rund 135 Jugendliche und 100 Straßensozialarbeiter.

Mit der eineinhalbjährigen Untersuchung liegen erstmals konkrete Erkenntnisse über Streetwork und mobile Jugendarbeit vor. Das seien sinnvolle Projekte, um auf der Straße lebende junge Menschen zu betreuen und ihnen Perspektiven aufzuzeigen, erklärt Tossmann.

Für die größten Berliner Initiativen „Gangway“ und „Outreach“ bedeuten die Ergebnisse zusätzliche Motivation. Seit Beginn der 90er-Jahre versuchen Projekte, mobile Jugendarbeit in Berlin zu etablieren – trotz immer wieder hervorgebrachter Kritik, dass konkrete Ergebnisse fehlen würden.

Eine der zentralen Erkenntnisse der Studie ist, dass mobile Jugendarbeit tatsächlich mit den avisierten Jugendlichen zusammenarbeiten, sagte Tossmann. Rund 86 Prozent der Betreuten stammen demnach aus einem „sozial belasteten Lebensumfeld“. Die Mehrheit verfüge über mangelhafte schulische Ausbildung. Rund ein Drittel der betreuten Jugendlichen habe sich bereits vor einem Jugendgericht verantworten müssen. Mehr als die Hälfte sind nichtdeutscher Herkunft. Zudem zeigt die Studie, dass mehr als 80 Prozent der Betreuten und 90 Prozent der Kooperationspartner die Arbeit als wichtig bewerten.

Wolfgang Penkert, Abteilungsleiter in der Senatsbildungsverwaltung, bewertete die Ergebnisse positiv. Die Konzepte müssten nun kontiniuerlich weiterentwickelt werden. Er unterstrich jedoch, dass man die Zusammenarbeit mit Schulen intensivieren müsse: „Diesen Aspekt muss man sich genauer angucken.“

Die Frage nach der Effektivität der Projekte, wie vielen Jugendlichen also durch Streetwork tatsächlich ein Leben auf der Straße erspart bleibt, beantwortet die Untersuchung nicht. Dies sei angesichts der Kürze der Zeit und beschränkter Finanzen „nicht machbar“ gewesen, erklärte Tossmann. Wie erfolgreich man arbeite, hinge letztlich auch davon ab, wie man Erfolg definiere, betonte Elvira Berndt von „Gangway“. Als Beispiel nannte sie die im letzten Jahr gestartete Gangway-Fußballliga. Die bezirksübergreifenden Turniere hätten geholfen, Berührungsängste und Vorurteile unter Jugendlichen abzubauen. VEIT MEDICK