DIE KLEINE WORTKUNDE

Subtil sollte er sein, der CLAQUEUR, wenn er im Publikum Beifall heuchelt. Möglichst unbezahlt sollte er wirken. Im Pariser Theater des 19. Jahrhunderts wurden Claqueure eingesetzt um den Erfolg eines Stückes zu garantieren. Die Missachtung der Kunstkenner war ihnen sicher. Heute gibt es die professionellen Beifallspender noch in Fernsehstudios, denn Klatschen ist erwiesenermaßen ansteckend, der Mensch ist eben ein Herdentier.

Dass es gar nicht so einfach ist, ein effektiver Claqueur zu sein, zeigte sich am Sonntag bei Günther Jauch. Thema war der Solidaritätszuschlag. Einer der Gäste war der bayerische Finanzminister Markus Söder (CSU). Irgendwann ging es um die Verschwendung von Steuergeldern, und nachdem Jauch einige Paradefälle wie beleuchtete Gullideckel in Niedersachsen zeigte, fällt ihm Söder ins Wort. Jauch habe den Berliner Flughafen vergessen, das sei die größte Steuerverschwendung überhaupt. Hier kommt er dem Moderator aber nur zuvor, es folgt ein Beitrag über verschuldete Flughäfen. Mit dabei auch der Flughafen Nürnberg, dem die Eigentümer – die Stadt Nürnberg und das Land Bayern – gerade erst mit 40 Millionen Euro aushelfen mussten. Das sei eine „Sondersituation“, eine „schwierige Periode“ und bestimmt kein „Schmarrn“, wie Jauch ihm vorwirft. Und dann passiert es. Ein einzelnes Klatschen aus dem Publikum. Nur wenige folgen reflexartig, verstummen aber schnell. Söder will den Klatschenden eilig als Nürnberger deklarieren, Jauch erkennt aber die Pressesprecherin von Söder in der ersten Reihe. Wenn es um die Flughäfen geht, will sich die Herde offenbar nicht mehr führen lassen. HDL