piwik no script img

Archiv-Artikel

Ein bisschen „Weltuntergangsstimmung“

UNWETTER Ein Starkregen setzte gestern vieles in Bremen unter Wasser. Polizei und Feuerwehr sprechen von einer „Ausnahmesituation“, Hansewasser sieht keine größeren Probleme im Kanalnetz der Stadt

Von mnz
Das Bremer Wetter

Im Laufe eines Jahres fallen in Bremen durchschnittlich 693,9 mm Niederschlag.

■ Die Abweichungen sind recht ausgeprägt: So fielen zwischen 1961 und 1990 in Farge 638,8 mm, in Strom hingegen 753,2 mm pro Jahr, meist als Regen. In einem durchschnittlichen August fallen an zehn Regentagen im Schnitt 61,2 mm Regen.

■ Nach dem aktuellen Stand der Forschung könnte bis 2040 die mittlere Niederschlagsmenge in Bremen im Jahresmittel im Vergleich zu heute um bis zu neun Prozent ansteigen. (taz)

Heftige Regenfälle in Bremen sorgten gestern für ein zeitweiliges Chaos: Menschen mussten über eine Stunde auf Bus oder Bahn warten. Elf Tunnel im Stadtgebiet standen unter Wasser, Abwasserrohre waren überlastet, ganze Stadtteile zeitweise abgeschnitten. Autos wurden überflutet. Aktenkeller im Finanz- und Statistischen Landesamt standen unter Wasser, ebenso viele andere Untergeschosse. Selbst die Werder-Geschäftsstelle war zeitweise außer Betrieb.

In der Nacht und vor allem in den Morgenstunden seien zeitweise zwischen 38 und 45 Liter Regen pro Quadratmeter und Stunde auf Bremen geprasselt, teilte der Bremer Abwasserbetrieb Hansewasser mit. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) sprach von immerhin 20 bis 25 Litern am Bremer Flughafen. Betroffen von dem lokal eng begrenzten Starkregen waren auch Delmenhorst, Stuhr und Worpswede. „Bei jedem Sommergewitter fällt ähnlich viel Regen“, so der DWD, „heftig war es vor allem, weil der Regen genau über Bremen runterkam.“ Das habe die „Weltuntergangstimmung“ ausgemacht.

Bei der Bremer Straßenbahn AG (BSAG) waren fünf Straßenbahn- und sechs Buslinien vorübergehend lahmgelegt. „Zeitweise lief gar nichts“, so ein BSAG-Sprecher. Die Situation sei „sehr unüberschaubar gewesen“ – und auch „sehr unglücklich“. Denn für jene, die mit Bus oder Bahn fahren wollten, gab es oftmals keine Information. Entweder, weil es gar keine Lautsprecher oder elektronische Anzeigetafeln an den Haltstellen gibt – oder weil diese ausfielen.

Die Zentrale der Feuerwehr zählte rund 300 Notrufe allein bis zum Vormittag. „So viele Einsätze in kurzer Zeit hatten wir in den letzten zehn Jahren nicht“, so ein Sprecher. Der Polizeisprecher sprach von einer „Ausnahmesituation“: Dass die Tunnel der Stadt praktisch flächendedeckend unter Wasser standen, daran könne er sich nicht erinnern.

Bauliche Mängel seien jedoch nicht erkennbar, so die BSAG. Und Hansewasser sagt: „Das Kanalnetz ist gut ausgelegt“. Kanäle, die neu gebaut würden, seien auf stärkere Regenereignisse ausgerichtet, die Sanierung älterer Anlagen sei angesichts von rund 2.300 Kilometern Kanalnetzlänge aber eine „Generationenaufgabe“. Es gebe jedoch keinen Grund, das Kanalnetz „grundlegend anders zu gestalten“. mnz