: Bei Gedaschko macht es klick
Das Vattenfall-Kohlekraftwerk an der Süderelbe solle nun doch kleiner ausfallen als vorgesehen, sagt der CDU-Umweltsenator. BUND und GAL fordern, Gas zu verbrennen statt des Klimakillers Kohle
VON MART-JAN KNOCHE
Die Verhandlungen um das geplante Vattenfall-Kohlekraftwerk an der Süderelbe haben eine für das Klima freundlichere Qualität erreicht: Vattenfall solle ein kleineres Kraftwerk bauen, verkündete Umweltsenator Alexander Gedaschko (CDU) überraschend. Ob die Anlage in der jetzt geplanten Form eine Genehmigung erhalten würde, sei zweifelhaft, sagte er dem Hamburger Abendblatt.
Mit dieser Ansage verlässt der CDU-Senat erstmals seine bisherige Verhandlungsposition, ein Kraftwerk mit zwei 800-Megawattblöcken zu bauen – der Opposition wie den Naturschutzverbänden zum Trotz, die vor einem „Klimakiller“ warnten. Das fossile Kohlekraftwerk besäße gerade einmal einen Wirkungsgrad von 50 Prozent, kritisierte Manfred Braasch vom Bund für Umwelt- und Naturschutz (BUND). Die andere Hälfte der erzeugten Energie würde durch die Schornsteine verloren gehen. „Dabei erhöht es den CO2-Ausstoß in Hamburg um mindestens acht Millionen Tonnen“, warnt Braasch. Das wäre mehr als das Doppelte des Straßenverkehrs.
„Das war damals eine andere Situation“, sagte Gedaschko. Mit dem Wort „damals“ meine der Umweltsenator den Zeitraum vor dem Bericht der Internationalen Kommission zum Klimawandel (IPCC) im Februar, sagt Volker Dumann, Sprecher der Umweltbehörde. „Damals war Klimaschutz noch gar kein Thema.“ Nun aber verhandele die Behörde sehr intensiv mit Vattenfall, um zumindest eine verkleinerte Version durchzusetzen. Das werde sich jedoch alles andere als einfach gestalten.
Rechtlich sind der Behörde die Hände gebunden. „Wenn Vattenfall in seinem Antrag die Grenzwerte für Kohlendioxid-Emissionen einhalten sollte“, sagt Behördensprecher Dumann, „dann müssen wir genehmigen.“ Doch die gesetzlichen Grenzwerte stehen in dem knapp drei Jahre alten Bundesemissionsschutzgesetz: Eine drohende Klimakatastrophe spielte bei ihrer Festlegung noch keine Rolle.
Die Umweltbehörde will den Energieriesen nun mit Hilfe des Wasserrechts in die Zange nehmen. Das Kohlekraftwerk bei Moorburg würde für seinen Betrieb eine gigantische Menge Kühlwasser aus der Elbe benötigen. „Bei zu hohen Temperaturen des Kühlwassers können wir die Genehmigung versagen“, sagt Dumann. In den Sommermonaten sollen bis zu vierzig Prozent des gesamten Flusswassers entnommen und, um einige Grad aufgeheizt, wieder zurückgeleitet werden – was die Lebensbedingungen in der Elbe stark verschlechtern würde.
Hamburg braucht überhaupt kein Kohlekraftwerk, findet der BUND. Gasbetriebene und dezentrale Kraft-Wärme-Anlagen seien effizienter, da sie einen Wirkungsgrad um die 90 Prozent erreichen könnten. „Alles andere ist bei den zu erwartenden Klimaveränderungen verantwortungslos“, sagt BUND-Geschäftsführer Braasch.
„Erdgas anstatt Kohle“ fordert auch Christian Maaß. „Davor sträubt sich Vattenfall allerdings mit der Begründung, die Preisspekulation sei in dem Sektor zu hoch“, sagte der umweltpolitische Sprecher der GAL-Bürgerschaftsfraktion. Angesichts der zu erwartenden Preissteigerungen bei CO2-Zertifikaten, werde das CO2-arme Gas im Vergleich billiger werden, sagte Maaß.