: Billig-Parkplatz für Neuköllns Museum
Weil Neukölln sparen muss, schiebt der Bezirk sein Museum in kleinere Räume ab. Der Fall ist exemplarisch für die Notlage, in der sich viele kommunale Sammlungen befinden. Sie sind zunehmend auf Drittmittel und ehrenamtliche Helfer angewiesen
VON STEFAN OTTO
Was „Sparen, bis es quietscht“, bedeuten kann, verdeutlicht derzeit der Bezirk Neukölln: Das Bezirksamt streicht soziale und kulturelle Angebote zusammen. Der Büchereibus wurde eingestellt, der Verkauf des Schullandheims am Wannsee beschlossen. Nun muss das Museum Neukölln seine angestammten Räume hinter dem Stadtbad in der Ganghoferstraße verlassen. Möglichst schnell möchte Kulturstadtrat Wolfgang Schimmang (SPD) das Gebäude an die Berliner Bäderbetriebe verkaufen. Auf deutlich weniger Platz wird das Stadtteilmuseum seine Ausstellungen künftig in der Orangerie des Körnerparks zeigen.
Hintergrund des Umzugs: Neben der kommunalen Galerie stehen Räume in der Orangerie leer, die bis vor kurzem durch das Gartenbauamt genutzt wurden. „Der Bezirk kann sich keinen Leerstand leisten“, sagt Schimmang. Allerdings müssen die Räumlichkeiten erst saniert werden, ein Umzug kann frühestens Anfang 2008 stattfinden. Rund 4 Millionen Euro will Neukölln in den kommenden beiden Jahren bei Bildung, Kultur und Sport einsparen. Gerade in der sozial angespannten Lage, in der sich der Bezirk befinde, sei eine umfangreiche kulturelle Förderung aber enorm wichtig, hält die Leiterin des Kulturamts, Dorothea Kolland, dagegen.
Seit über vier Jahrzehnten bietet das Museum jährlich wechselnde Ausstellungen zu Neuköllner Alltagskultur und Regionalgeschichte. Ergänzt wird das Angebot durch Konzerte, Lesungen und andere Veranstaltungen – bei der kommenden „Langen Nacht der Museen“ im August werden Rütli-Schüler ihre eigene Kollektion mit einer Modenschau präsentieren.
Dass die Arbeit des Museums hohen Ansprüchen genügt, findet auch Kulturstadtrat Schimmang. Stelle man aber eine Kosten-Leistungs-Rechnung auf, dann sei das Museum mit seinem Etat von 526.000 Euro defizitär. Den Umzug in den Körnerpark möchte Schimmang nicht als Beschneidung verstehen, sondern als Entwicklungsmöglichkeit in einem neuen Ambiente. Das sieht Udo Gösswald, der Museumsleiter, skeptischer: „Eine Kooperation mit der Galerie am Körnerpark bringt zwar neue Möglichkeiten.“ Nach den aktuellen Planungen sei der neue Standort aber zu klein. „Da gibt es kaum Perspektiven für eine Entwicklung.“ Rund 300 Quadratmeter weniger hätte das Museum zur Verfügung. „Für das Archiv müssten zusätzliche Räume angemietet werden“, bestätigt Schimmang.
Auch bei anderen Stadtteilmuseen wird massiv gekürzt. „Das Stadtgeschichtliche Museum Spandau hat keinen Etat mehr für den Ankauf von Exponaten“, sagt dessen Leiterin Andrea Theissen. Auch seien die Mittel für Veranstaltungen in den letzten Jahren um 90 Prozent gekürzt worden. „Die Finanzierung wird vermehrt über Drittmittel von Stiftungen oder dem Hauptstadtkulturfonds gesichert“, erklärt Theissen. Zudem leisteten die Fördervereine vielfältige Unterstützung, oft durch ehrenamtliche Arbeit.
Den finanziellen Engpässen begegnen die bezirklichen Museen auch durch Vernetzung. Mit dem Arbeitskreis Berliner Regionalmuseen gebe es eine Plattform, die immer wieder gemeinsame Projekte hervorbringe, erläutert Andrea Theissen. Wenn sich 2009 die Maueröffnung zum 20. Mal jährt, werde es wieder gemeinsame Veranstaltungen und Ausstellungen geben. Die Perspektiven der Stadtteilmuseen auf das Ereignis könnten vielschichtiger kaum sein.