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Archiv-Artikel

Ein Gesäts wird zehn

MINDERHEITEN-RECHTE

Von HB

Am Donnerstag geben die Dänen eine Friesen-Party. Genauer: Im schleswig-holsteinischen Landtag veranstaltet der Südschleswigsche Wählerverband (SSW) einen Festakt zum zehnjährigen Bestehen des Friisk Gesäts, des Friesisch-Gesetzes. Das legt fest, dass Friesisch im Kreis Nordfriesland und auf Helgoland zweite Amtssprache ist.

Doch warum feiern das die Dänen? Weil der erste Satz dieses Textes nicht nur ungenau war, sondern auch falsch: Der SSW ist gar nicht nur die Partei der dänischen Minderheit, sondern auch die der Friesen. Doch das wissen außerhalb von Schleswig nur die Wenigsten – was die Notwendigkeit der Friesisch-Förderung abermals unterstreicht.

1948, bei der Gründung des SSW, unterschrieben sechs Dänen und sechs Friesen – mittlerweile sind allerdings 95 Prozent der SSW-Mitglieder dänischstämmig. Lars Harms ist also die Ausnahme – aber dennoch Vorsitzender der SSW-Fraktion im Landtag. Er hat vor zehn Jahren das Friesisch-Gesetz erkämpft, an seinem roten Smart, mit dem er unermüdlich über Land tingelte, prangte groß das „Länderkennzeichen FRL“. Seit 2004 darf das dazugehörige Wappen – eine Mischung aus halbem deutschen Reichsadler, dänischer Krone und einem friesischen Grützkopf – auch amtliche Briefbögen schmücken.

Schon seit 1.400 Jahren, sagt SSW-Landessekretär Martin Lorenzen, leben in Schleswig die Friesen. Die Dänen seit 1.000, die Deutschen „erst“ seit 900 Jahren – das aber, vor allem in der wilhelminischen Zeit, mit einem deutlichen Dominanz-Anspruch. Da sei es nur logisch, sagt Lorenzen, dass sich die beiden älteren Minderheiten irgendwann zusammengetan hätten.

Heute stehen den 50.000 sich als „dänisch“ definierenden Schleswig-Holsteinern aber lediglich 5.000 Menschen gegenüber, die tatsächlich noch Friesisch sprechen. Im Januar will die Landesregierung daher ein Programm vorlegen, das den Friesisch-Unterricht an den Schulen voranbringt. Wenn das nicht wirkt, fürchtet Lorenzen, „wird das Friesische aussterben“. Trotz der mehrsprachigen Ortsschilder.  HB