Bulette mit Spiegelei

DOPPEL Axel Prahl in der Zwillings-Komödie „Die Lichtenbergs“ (20.15 Uhr, ZDF)

Die ach so gegensätzlichen Zwillingsbrüder, die nach langer Zeit der Trennung endlich zueinanderfinden, werden als Filmstoff gerne genommen. Den Vogel abgeschossen hat insoweit Götz George, der zwischen 1989 und 1993 fünfmal „Schulz & Schulz“ gab. Die ZDF-Zuschauer bewegender Trennungsgrund war in jenen Jahren – natürlich – die Mauer.

„Die Lichtenbergs“ (Regie: Matthias Tiefenbacher) brauchen im Jubiläumsjahr 25 nach dem Mauerfall keine Mauer mehr, um nichts miteinander zu tun zu haben. Der hoch verschuldete Taxifahrer Jochen und der hoch – das heißt eine höhere Tochter – geheiratet habende „EDU“-Bundestagsabgeordnete Christian leben auch so in verschiedenen Welten. In Berlin. Wie es die Drehbuchautoren wollen, braucht nun Jochen Christian für die Rettung des Jugendzentrums der von ihm verehrten Chantal; und Christian Jochen, um seinen Sohn vor einer neugierigen Journalistin zu schützen.

Jochen und Christian werden von Axel Prahl gespielt. Das ist Teil des Problems. Logisch, das ZDF kann am Sonntagabend mit keiner seiner Rosamunde-Pilcher-Katie-Fforde-Schmonzetten gegen den quotenerfolgreichen Münster-„Tatort“ ankommen. Aber deshalb einfach den Kommissar-Darsteller ausborgen und ihm zwei weitere Variationen dieses bräsig umherrüpelnden Kleinbürgers auf den Leib schreiben?

Zwingendes Motiv im Zwillings-Genre ist der Rollentausch. Da sitzt also Jochen im Anzug seines Bruders im Restaurant und hat „Steak Tatar“ bestellt: „Das is roh! Das Fleisch! Und dit Ei ooch! Ein rohes Ei – wie eklig ist das denn! Wenn ich in einem Grillrestaurant ein Steak bestelle, kann ich wohl davon ausgehen, dasset gegrillt is!“ Kellner: „Sehr gerne. Eine Bulette mit Spiegelei.“

Klischees, Stereotype, lustig gemeint, natürlich. Allein die Wiederholung von „Schulz & Schulz“ wäre als Déjà-vu konsequenter gewesen. JENS MÜLLER