„Bereichernde Diskrepanz“

DISKURS Bevor „Le Nozze di Figaro“ Premiere feiert, lädt das Bremer Theater zum Experten-Gespräch

■ ist Dramaturgin der Oper „Le nozze di Figaro“, die im Januar 2015 am Goetheplatz Premiere hat. Regie führt Felix Rothenhäusler.

taz: Frau Roth, muss Mozarts Figaro erklärt werden? Oder was machen die Diskurspaten?

Sylvia Roth: Nein, es geht nicht darum, die Oper zu erklären, sondern zum Probenbeginn einen Aspekt, der für das Stück wesentlich ist, exemplarisch herauszugreifen und mit Bremer WissenschaftlerInnen ausführlicher zu diskutieren.

Um welchen Aspekt des Figaro geht es heute Abend?

Ausgangspunkt von Mozarts Oper ist ein junges Paar, das heiraten möchte, daran aber immer wieder scheitert. Um zu hören, was es mit der Ehe eigentlich auf sich hat, haben wir die Historikerin Stefanie Walther eingeladen.

Entmündigt man nicht die Kunst und das Publikum, wenn man eine Lesart so hervorhebt?

Im Gegenteil. Es geht bei dem Diskurspaten-Format ja keineswegs darum, eine fertige Lesart zu präsentieren, sondern die Sensibilität für gewisse Inhalte zu schärfen. Da kann es auch Diskrepanzen geben, die dann wiederum bereichernd für den Probenprozess sind.

Das ist bereits die 40. Ausgabe der Diskurspaten. Hat sich das Format also bewährt?

Es war nie auf Effizienz angelegt, deshalb ist „bewähren“ vielleicht nicht das richtige Wort. Aber ja: Es ist wunderbar, dass wir uns so mit Bremer Köpfen vernetzen und ins Gespräch kommen können. Die Reihe gibt wichtige Impulse für die Inszenierung und wir drucken die Vorträge in unseren Programmheften ab. Insofern ist die Reihe auf jeden Fall ein Erfolg.

Muss man das Stück für diesen Abend kennen?

Nein, das funktioniert gänzlich ohne Vorkenntnisse. Und noch eine gute Nachricht: Verheiratet sein muss man auch nicht.INTERVIEW: JAN-PAUL KOOPMANN

18 Uhr, Noon, Goetheplatz