Schottern für schnelle Züge

BAHN Verspätungen für mehr Pünktlichkeit: Im nächsten Jahr beginnen bundesweit umfangreiche Sanierungsarbeiten

Für die Bauerei stellt die Bahn 1.700 Menschen zusätzlich ein

AUS BERLIN RICHARD ROTHER

Weil jahrelang der Erhalt von Schienen, Weichen und Brücken in Deutschland vernachlässigt wurde, müssen sich Bahnreisende künftig öfter gedulden. Im nächsten Jahr beginne die Deutsche Bahn AG, die für den Erhalt der Schienenwege zuständig ist, mit dem größten Sanierungsprogramm ihrer Geschichte – Baustellen, Umleitungen und Schienenersatzverkehre inklusive. Oberstes Ziel sei, so wenig Einschränkungen wie möglich für die Reisenden zu verursachen, sagte Bahn-Infrastrukturvorstand Volker Kefer am Montag in Berlin. „Bei dem großen Bauvolumen lassen sie sich aber leider nicht komplett vermeiden.“

Ein Beispiel: An vier Wochenenden soll die Hochgeschwindigkeitsstrecke zwischen Köln und Frankfurt/Main wegen Bauarbeiten gesperrt werden. Die Züge werden dann über die alte Rheintalstrecke geschickt; die Fahrt dauert dann eine Stunde länger. Diese Strecke ist länger und hat mehr Kurven. „Die längere Fahrzeit ist reine Physik“, sagte Jörg Sandvoß, Fahrplanvorstand der Bahn.

In Spitzenzeiten soll es 850 Baustellen am Tag geben. Von 2015 bis 2019 werden unter anderem 17.000 Kilometer Schiene, 8.700 Weichen und mindestens 875 Brücken erneuert. Insgesamt wollen Bahn und Bund 28 Milliarden Euro investieren. Für die Bauerei plant die Bahn die Einstellung von 1.700 zusätzlichen Beschäftigten.

„Wenn wir auf der grünen Wiese bauen, merken die Kunden kaum etwas davon“, so Sandvoß. Dies sei bei vielen Neubauprojekten der Vergangenheit so gewesen. Jetzt gehe es aber vor allem – ähnlich wie bei Straßen und Autobahnen – um den Erhalt der Infrastruktur. Das bemerkten dann auch die Kunden, aber sie hätten Verständnis dafür. Eine gute Infrastruktur sei die Basis der Mobilität. „Wenn wir nicht investieren, kommen die Störungen – und damit auch Unpünktlichkeiten.“

Im kommenden Jahr plant die Bahn die Erneuerung und Instandhaltung von rund 3.800 Kilometer Schienen, 2.000 Weichen, 2,5 Millionen Eisenbahnschwellen und etwa 4 Millionen Tonnen Schotter. Darüber hinaus steht die Erneuerung von rund 125 Brücken an.

Neben der Sanierung der Strecke Köln–Frankfurt von Mitte April bis Mitte Mai gibt es fast im gesamten Land baustellenbedingte Einschränkungen. In Berlin beispielsweise wird von Januar bis Mai die Nord-Süd-Verbindung der S-Bahn gesperrt, weil an der Leit- und Sicherungstechnik gebaut wird.

Auf der Hochgeschwindigkeitsstrecke Hannover–Göttingen werden Mitte Mai insgesamt zwölf Weichen erneuert. Während der Bauzeit wird die Strecke gesperrt. Der Fernverkehr wird von Hannover über die Altstrecke nach Göttingen mit 30 Minuten längerer Fahrzeit umgeleitet. Einschränkungen auch auf der Strecke Köln–Aachen: Von Ende Juni bis Mitte August werden dort auf 22 Kilometer Länge die Gleise erneuert. Fernverkehrszüge fahren mit 45 Minuten längerer Fahrzeit über Venlo.

Von Mitte September bis Ende Oktober finden auf der Hochgeschwindigkeitsstrecke Mannheim–Stuttgart Gleis- und Weichenerneuerungen statt. Dafür wird die Strecke zwischen Kraichtal und Stuttgart-Zuffenhausen zeitweise komplett gesperrt. Fern- und Nahverkehrszüge werden über die Altstrecke mit 40 Minuten längerer Fahrzeit umgeleitet.

Von Anfang März bis Mitte April werden auf der Strecke Nürnberg–Ansbach der Oberbau sowie der Untergrund erneuert. In dieser Zeit muss die Strecke zeitweise komplett gesperrt werden. Fernverkehrszüge der Linie Nürnberg–Karlsruhe werden über Treuchtlingen mit etwa 40 Minuten längerer Fahrzeit umgeleitet.

Zwischen München und Ingolstadt wird die Bahnstrecke für Höchstgeschwindigkeiten ausgebaut. Dafür werden Gleise erneuert und Signalkabel verlegt. Nötig werden Umleitungen über Augsburg, wodurch Fahrgäste eine halbe Stunde länger als normal im Zug sitzen. Danach geht es umso schneller.