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Archiv-Artikel

Osthannoversche Eisenbahnen investieren

Die Osthannoverschen Eisenbahnen nehmen den Güterverkehr in den Blick. Mit Beginn des Winterfahrplans wird das Unternehmen auch Züge von Hamburg nach Lüneburg, Tostedt und Cuxhaven fahren lassen

Die Osthannoverschen Eisenbahnen (OHE) wollen sich in Zukunft verstärkt um den Güterverkehr bemühen. Das Unternehmen hat gestern in Celle drei neue Lokomotiven getauft, die hauptsächlich für das Frachtgeschäft vorgesehen sind. Die OHE-Muttergesellschaft Arriva erwarte in diesem Bereich ein „interessantes Geschäft“, sagte der OHE-Aufsichtsratsvorsitzende Piers Marlow. Der Ausbau der Containerhäfen in Hamburg und Bremen sowie der Neubau des Tiefwasserhafens in Wilhelmshaven werde dazu führen, dass in Norddeutschland neue Transportkapazitäten auf der Schiene nachgefragt würden.

Die OHE war Anfang dieses Jahres vom Bund, dem Land Niedersachsen und der Deutschen Bahn an den britischen Arriva-Konzern verkauft worden. Einige niedersächsische Kreise und Kommunen halten noch 13 Prozent an dem Unternehmen. Arriva bezahlte für seinen Löwenanteil rund 30 Millionen Euro. Mit dem Kaufvertrag handelte das federführende niedersächsische Finanzministerium eine Reihe von Garantien aus. Unter anderem darf es fünf Jahre lang keine betriebsbedingten Kündigungen der Mitarbeiter geben.

Den Kauf der Lokomotiven für sieben Millionen Euro will der Chef der Arriva als Signal dafür verstanden wissen, dass Arriva „eines der führenden privaten Transportunternehmen in Europa“ werden wolle. Dazu solle der Frachtbereich in der bisher hauptsächlich auf den Personenverkehr ausgerichteten Gruppe gestärkt werden. Mit der OHE hat die Arriva das größte private Eisenbahnnetz in Deutschland gekauft. Es dient ausschließlich dem Güterverkehr.

Im Personenverkehr betreibt die OHE zusammen mit den Eisenbahnen und Verkehrsbetrieben Elbe-Weser (EVB) den Metronom, einen Pendelzug zwischen Hamburg und Bremen. Dieser habe gegenüber dem bisherigen Regionalverkehr einen Fahrgastzuwachs von 60 Prozent gebracht, sagt der OHE-Konzernbetriebsratsvorsitzende, Hans-Jürgen Hauschild. Zur Zeit bereite sich die Firma darauf vor, den Schienen-Personenverkehr von Hamburg nach Tostedt, Lüneburg und Cuxhaven zu übernehmen. Mit Beginn des Winterfahrplans werde die OHE dort mit neuen Wagen fahren.

Hauschild zufolge hat sich die Tatsache, dass die OHE seit einem halben Jahr überwiegend einem börsennotierten Unternehmen gehört, bisher kaum ausgewirkt. Schlüsselpositionen in der Firma seien neu besetzt worden. Es werde eine Bestandsaufnahme gemacht. „Im operativen Geschäft merken wir kaum etwas“, sagt der Betriebsrat. Beim Streckennetz und beim Personal werde es wegen der Vereinbarungen mit dem Land mittelfristig keine Veränderungen geben. „Ich habe den Eindruck, dass man mit dem Personal keine Verstimmungen will.“

Neu sei ein gemeinsamer Personalpool der verschiedenen Teilgesellschaften, sagt Hauschild. Er ermögliche es, dass fahruntüchtige Busfahrer als Zugbegleiter eingesetzt würden. Nach Angaben der Geschäftsführung sollen in Celle ein Frachtzentrum und ein „Kompetenzzentrum Busverkehr“ entstehen. GERNOT KNÖDLER