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Archiv-Artikel

POLITIK

sichtet die sozialen Bewegungen in der Stadt

JÖRG SUNDERMEIER

Am Freitag wird in der La Casa (Wurzener Straße 6, 19 Uhr) über den Tod von Oury Jalloh in einer Dessauer Polizeizelle gesprochen, dessen trauriges Datum sich alsbald zum zehnten Mal jährt. Jalloh verbrannte am 7. Januar 2005, an Händen und Füßen an einer feuerfesten Matratze in einer Polizeizelle angekettet – deutsche Gerichte stellen aber immer wieder ungerührt fest, dass das Opfer sich selbst angezündet haben müsse, obschon dies technisch kaum möglich war. Die an seiner Verhaftung und Inhaftierung beteiligten Polizist_innen hingegen können keine Schuld oder Mitschuld erkennen, und nur einer kritischen Öffentlichkeit, besonders der „Initiative in Gedenken an Oury Jalloh e. V.“, ist es zu verdanken, dass bis heute über diesen Vorfall diskutiert wird. Am Freitagabend geht es in der La Casa in Hellersdorf um die Hintergründe des Todes und die unselige Prozessgeschichte.

Am Sonntag wird in der K9 (Kinzigstraße 9, 20 Uhr) ein Film gezeigt, der Esther Bejarano im Konzert mit der Microphone Mafia erleben lässt sowie Interviews präsentiert, in denen Bejarano über ihr Leben berichtet. Sie, die im sogenannten Mädchenorchester von Auschwitz Musik machen musste, von dort nach Ravensbrück verbracht wurde, konnte später auf einem der Todesmärsche entfliehen. Seither engagiert sie sich sehr für die Wahrnehmung der Shoah und im Kampf gegen den ständig wieder aufflammenden Faschismus. Am Montag wird sie 90 Jahre alt, aus diesem Anlass wird am Sonntag in ihren Geburtstag hineingefeiert.

In der Präambel des deutschen Grundgesetzes ist Religion schon festgeschrieben: „Im Bewußtsein seiner Verantwortung vor Gott [?] hat sich das Deutsche Volk kraft seiner verfassungsgebenden Gewalt dieses Grundgesetz gegeben.“ Die Kirchen nehmen bis heute massiven Einfluss auf den sich säkular gebenden Staat, andere Religionen versuchen gleichzuziehen. Dieses Verhältnis soll nun durchdrungen werden – und zwar am Montag in der Tristeza (Pannierstraße 5, 19 Uhr), wenn es um die Verknüpfung von Staat und Religion geht.

Am Dienstag wird an nämlichem Ort (18.30 Uhr) über die merkwürdige Bewegung der „Hooligans gegen Salafisten“ gesprochen, aber auch über die jüngst in Dresden auffällig gewordene Vereinigung „Pegida – Patriotische Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes“. Entstehen hier neue rechtsradikale Bewegungen, in denen sich Nazis als normale Fußballfans beziehungsweise als Kleinbürger tarnen? Und fallen die Medien darauf rein? Es diskutieren Pavel Brunßen, Robert Claus, Laura Piotrowski und Juliane Lang.