: Callsen soll schlingernde CDU retten helfen
LOLITA-AFFÄRE Die Kieler CDU will ihren wirtschaftspolitischen Sprecher Johannes Callsen zum Nachfolger für den zurückgetretenen Fraktions-Chef von Boetticher küren. Demoskopen sehen die Partei im Abwind
SPITZENKANDIDAT IN SPE JOST DE JAGER
Mit dem neuen Hoffnungsträger Jost de Jager als Spitzenkandidat und dem Wirtschaftsexperten Johannes Callsen als Fraktionschef will die Nord-CDU aus ihrer Krise herauskommen und die Landtagswahl 2012 gewinnen. Nach dem Rücktritt Christian von Boettichers (40) von allen Spitzenposten wegen einer früheren Beziehung zu einer 16-Jährigen soll Callsen am Donnerstag zu seinem Nachfolger im Landtag gewählt werden.
Der Aufstieg des 45-Jährigen ist eher überraschend, da er nach außen bisher nur als Wirtschaftsfachmann in Erscheinung trat. In der Öffentlichkeit ist er kaum bekannt. Ein Gegenkandidat zeichnete sich am Mittwoch nicht ab. Nach dem Rückzug Boettichers hat die CDU es binnen drei Tagen geschafft, die Führungsposten neu zu besetzen. Da von Boetticher Abgeordneter bleibt, hält die hauchdünne Landtagsmehrheit der CDU/FDP-Koalition von einer Stimme. Aus rechtlichen Gründen dürfte wahrscheinlich niemand für Boetticher in den Landtag nachrücken.
Unterdessen äußerte sich der designierte Spitzenkandidat und CDU-Landeschef de Jager zuversichtlich: „Ich glaube, unsere Ausgangslage zur Landtagswahl ist nicht schlecht“, sagte der Wirtschaftsminister. Die CDU habe gute Aussichten, die mit Abstand stärkste Partei zu werden. Ohne die CDU solle keine Regierungsbildung möglich sein. Wunschkoalitionspartner bleibe die FDP.
Allerdings haben die jüngsten Turbulenzen der CDU nach einer Meinungsumfrage geschadet. Neun Monate vor der Wahl zog die SPD in einer Forsa-Erhebung im Auftrag der Lübecker Nachrichten in der Gunst der Wähler erstmals seit langem an der CDU vorbei. Danach kommt die SPD jetzt auf 32 und die CDU nur noch auf 30 Prozent. Die Grünen landen bei 19 Prozent. Jeweils 4 Prozent würden FDP, Linke oder SSW wählen. Im direkten Vergleich der Spitzenkandidaten liegt Kiels SPD-Oberbürgermeister Torsten Albig zwar vor de Jager. Mit 34:30 ist der Abstand aber gering dafür, dass de Jager erst jetzt ganz nach vorn gerückt ist. (dpa)