: Irgendwann tut es nicht mehr weh
Ganz ohne Schmerzen geht es nicht ab bei der Arschbomben-WM vom Zehn-Meter-Brett im Kaifu-Freibad in Eimsbüttel. Aber je mächtiger es spritzt bei Sprüngen wie Anker, Brett, Kartoffel oder gar Kanonenkugel, umso mehr Punkte gibt es
Thomas wagt den Kartoffelsprung: Anlauf, Absprung, zehn Höhenmeter durch die Luft. Kopfüber landet er mit angezogenen Oberschenkeln im Schwimmbecken. Meterweit spritzt das Wasser zu allen Seiten, die Zuschauer auf den Rängen johlen, und die Jury gibt 8,5 von 10 Punkten für den „Potato“-Sprung. Verkniffen grinsend steigt Thomas aus dem Becken und reibt sich die Schenkel. „Das tat weh“, kommentiert Rob Parry am Beckenrand. „Aber der Schmerz geht schnell vorbei.“
Der 33-Jährige ist extra aus Australien angereist. Er will mit seinem Nationalteam bei der „Arschbomben-WM“ der Freestyle-Turmspringer im Kaifu-Freibad in Eimsbüttel den Titel holen. 78 Männer aus sieben Ländern hatten sich zu dem am Sonnabend begonnenen zweitägigen Wettkampf angemeldet sowie zwei Frauen aus dem Saarland, welche die dritte Teilnehmerin aus Thüringen auf den Bronzeplatz verwiesen.
Bis vor zwei Jahren nannte sich die Veranstaltung einfach „Arschbomben-WM“, nun heißt sie Splashdiving World Championship. „Unser Sport erlebt einen gewaltigen Boom, auch im Ausland“, sagt WM-Organisator Oliver Schill. Deshalb musste ein internationaler, englischer Name her: „Denn ich kann niemandem – sagen wir mal in Nigeria – auf die Schnelle erklären, was eine Arschbombe ist.“
Schill, selbst ehemaliger Turmspringer, hat das Spaßspringen vor einigen Jahren wiederentdeckt und zum Funsport gemacht. Erfunden wurde es auf Hawaii: „Schon im 17. Jahrhundert haben die Ureinwohner dort Klippensprung-Wettkämpfe veranstaltet“, erzählt der 38-Jährige. Das Ziel damals wie heute: Möglichst große Wellen machen.
Die klassische Arschbombe ist beim Splashdiving nur eine von vielen Figuren. Große Katze, Anker, Brett, Kanonenkugel, Open Board oder eben Kartoffel heißen die anderen. Die Athleten sagen vorher an, welche Figur sie springen, danach fällt die sechsköpfige Jury über alle drei Phasen der Vorstellung ihr Urteil: Absprung, Flug und Landung. Besonders viele Punkte gibt es, für eingestreute Schrauben, Schwünge oder Salti.
Alter und auch neuer Weltmeister ist Christian Guth aus Bayreuth. Der 22-Jährige, der sich „Elvis“ nennt, ist „zum ersten Mal als Sechsjähriger vom Zehner gehüpft“. Seither habe er „tausende Sprünge“ gemacht. Sein Rezept lautet „Training und Körperspannung“. Denn, weiß Elvis aus eigener Erfahrung: „Wer oft genug springt, spürt keinen Schmerz mehr.“ JAN DUBE, dpa