: Heute hier, morgen dort, und dann …?
KEINE MODE IN TEMPELHOF
Im Dezember 2008 rief Karl-Heinz Müller von der Modemesse Bread & Butter bei der landeseigenen BIM an, die die Grundstücke der öffentlichen Hand verwaltet. Er wollte den Standort seiner Modemesse von Barcelona nach Berlin verlegen. Müllers Bedingung: „Wenn Berlin, dann ausschließlich Tempelhof!“ So der Wortlaut, an den sich der BIM-Mitarbeiter erinnerte, als er im Parlament befragt wurde.
Die Modemesse bekam ihren Willen und durfte das Flughafengebäude belegen. Zweimal im Jahr für jeweils einen Monat, zehn Jahre lang. So war es eigentlich vereinbart. Doch Anfang der Woche kam heraus, dass die Messe im Januar nicht im Flughafengebäude stattfindet: Zu wenige Label wollen ihre Kollektionen dort präsentieren. Sie ziehen stattdessen die Location auf dem Messegelände am Funkturm vor.
Dass die Modelabel nun einfach weiterziehen, zeugt von erheblicher Chuzpe. Schließlich hat Wowereit persönlich damals entschieden, das Flughafengebäude für die Mode frei zu machen – gegen erhebliche Kritik.
Mit der Entscheidung für die Messe war die Vermietung an einen dauerhaften Nutzer, der das Gelände das ganze Jahr über benötigt, ausgeschlossen. Wowereit brüskierte seine eigene Stadtentwicklungssenatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD), die gerade ein öffentliches Interessenbekundungsverfahren für das Gebäude eingeleitet hatte. Er verärgerte auch die Filmstudios Babelsberg, die gern ganzjährig die Hangars gemietet hätten und sogar ein Unterlassungsbegehren gegen Wowereit einreichten. Auch im Parlament gab es ordentlich Zoff; der damalige Oppositionsführer Frank Henkel (CDU) kritisierte „Wowereits einsame und intransparente Bread-and-Butter-Entscheidung“.
Und das alles, damit die Modelabels ein paar Jahre später einfach weiterziehen? An einen Standort, den sie damals völlig problemlos hätten bekommen können? Was für ein undankbares Pack. SEBASTIAN HEISER